Filmposter und Synopsis lassen keinen Zweifel daran, welche Mark-Twain-Vorlage Tyler Nilsons und Michael Schwartz’ Spielfilmdebüt verwurstet, und wohin die (Kino)Reise geht. Dabei ist Vorhersehbarkeit nicht der gröbste Mangel der ihre vermeintlich hehre Intentionen wie ein (Werbe)Banner hochhaltenden Story. Wandelnde Stereotypen, die tausendmal gesehene Klischeeszenen wiederholen, sind noch die harmlosesten Symptome als Märchenhaftigkeit maskierter Bigotterie. Hinter großspuriger Gutmütigkeit wuchern Machismo, Misogynie und latenter Rassismus, alle im Dienst sturer Selbstversicherung desintegrierender überholter Männlichkeitskonzepte.
Dazu gehören Besäufnisse, Schrotflintenschießen, Buddy-Handshakes und Wrestling, Traumberuf des aus dem Altersheim entflohenen Schein-Hauptcharakters Zak (Zack Gottsagen). Die Hintergrundgeschichte des mittelalten Mannes mit Down-Syndrom und narrative Logik im Allgemeinen kümmern das Regie- und Autorenduo nicht. Za(c)k ist vorrangig Köder für Publikumssympathie und wohl auch Produktionsgelder. Eigentlicher Held ist Nelsons Namensvetter Tyler (Shia LeBeouf). Der kleinkriminelle Fischer macht den mitverschuldeten Unfalltod seines Bruders beim Herrgott wett, indem er Zaks Bruder spielt.
Die beidseitig bestärkende Männerfreundschaft voller Männerrituale stört Tylers romantic interest Eleanor (Dakota Johnson). Sie hat – typisch Frau – keinen Schimmer, wie bedeutsam Floßbauen und in Kriegsbemalung Kämpfen für Männer ist, aber weil sie die Schönste in Sichtweite ist, darf sie Tyler verfallen, nachdem er sie belästigt und beleidigt. Frauen und gehandicapte Menschen betrachtet der uninspiriert zusammengeklaubte Plot rein mechanisch: Erste sind Gegenstand (hetero)sexueller Bestätigung, zweite Werkzeug moralischer Erlösung, beide Mittel männlicher weißer straighter Gratifikation. Herzerwärmend.
- OT: The Peanut Butter Falcon
- Regie: Tyler Nilson, Michael Schwartz
- Drehbuch: Tyler Nilson, Michael Schwartz
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2019
- Laufzeit: 93 min.
- Cast: Shia LaBeouf, Dakota Johnson, Zack Gottsagen, John Hawkes, Thomas Haden Church, Bruce Dern, Jon Bernthal, Yelawolf, Jake Roberts, Mick Foley, Bates Wilder, Michael Berthold, Deja Dee, Wayne Dehart, Karen B. Greer, Noah Hein
- Kinostart: 19.12.2019
- Beitragsbild © Tobis