Wenn Hauptfigur Kojo (überzeugend: Eugene Boateng) ein Jugendfreund zur riskanten Überfahrt nach Deutschland mit „Get rich or die tryin’“ ermutigt, evoziert das Zitat von 50 Cents das eigentliche Prinzip des titelgebenden Slang-Begriffs: Fake it till you make it. Ein Borga ist in York-Fabian Raabes ambitioniertem Spielfilmdebüt ein Ghanaer, der es im Ausland weit gebracht hat und seine Familie finanziell unterstützt. Ein Wunschideal, das Kojos Kindheitstraum von einem besseren Leben als dem seines Vaters (Adjetey Anang) auf Agbogbloshies Schrotthalden. Jene waren bereits Schauplatz zweier Kurz-Dokus des Regisseurs, dessen Inszenierung besonders mit der Authentizität der hier entstandenen Szenen punktet.
Raabes mit Toks Körner verfasste Drehbuch hingegen ächzt unter dem Übermaß an Handlungssträngen und Charakteren, wie Kokos deutscher Freundin Lina (Christiane Paul). Die Beziehung zu der deutlich älteren Mutter einer gegenüber Kojo willkürlich ablehnenden Tochter bleibt ebenso unterentwickelt wie die zu seinem bevorzugen Bruder Kofi (Jude Arnold Kurankyi). Beider Konkurrenzkampf um väterliche Anerkennung sowie ihr individuelles Scheitern initiiert einen Realismus in Dissonanz mit dem konventionellen Narrativ von Scheinerfolg und Fall. Der Umstieg des zwischen Pflichtgefühl und persönlichen Träumen zerrissenen Protagonisten von Kriminalität zu Legalität läuft ähnlich holperig wie der optimistische Umschwung einer Story, deren größte Stärke die konsequent afrikanische Perspektive ist.
- OT: Borga
- Regie: York-Fabian Raabe
- Drehbuch: Toks Körner, York-Fabian Raabe
- Produktionsland: Germany
- Jahr: 2021
- Laufzeit: 104 min.
- Cast: Christiane Paul, Jerry Kwarteng, Helgi Schmid, Henning Peker, Martin Stange, Eugene Boateng, Adjetey Anang, Thelma Buabeng, Fred Nii Amugi, Lydia Forson, Sitsofe Tsikor, Papa Osei, Prince Kuhlmann, Ibrahima Sanogo, Awudu Adamu Zaaki, Joseph Otsiman
- Kinostart: 28.10.2021
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