Begraben unter einem Berg loser Handlungsfäden, generischer Genre-Versatzstücke und schemenhafter Suggestionen steckt in Raul Cerezos und Fernando Gonzalez Gomez´ zweitem Spielfilm eine makabere Metapher für die Skrupellosigkeit einer alten Generation, die den Planeten an den klimatischen Kollaps gebracht hat und sich dennoch weigert, ihn der Jugend zu überlassen – selbst wenn sie dafür einer ähnlich fanatischen Stimme folgen muss, wie den fanatischen Führern von einst. Die faschistische Vergangenheit ist neben der Klimakatastrophe und einem ins Vierfache gesteigerten Generationskonflikt nur eines der gewichtigen Themen, die das spanische Regie-Duo in bedeutungsschweren Bildern bemüht. Doch der rabiate Rentner-Horror agiert so willkürlich und wirr wie die Titelfiguren.
Letzt bleiben in dem unausgereiften Plot zu lange bedrohliche Präsenz ohne narrative Funktion und psychologische Motivation. Das bizarre Verhalten des unwirschen Manuel (Zorion Eguileor), der nach dem mysteriösen Tod seiner Frau bei seinem verwitwerten Sohn Mario (Gustavo Salmerón), Teenager-Tochter Naia (Paula Gallego) und deren schwangerer Stiefmutter Lena (Irene Anula) einzieht, dient abwechselnd Jump Scares und Ekel, der dem Publikum umgehend vorgehalten wird. Diese opportunistische Heuchelei der Inszenierung untergräbt die Sozialkritik, die so inkonsequent ausfällt wie die Charakterisierung. Die stereotypen Figuren, zwischen denen der Fokus pendelt, verhalten sich widersprüchlich bis absurd im Dienste einer stagnierenden Story, deren pompöses Finale ins Aberwitzige kippt.
Die vergilbte Optik der Kameraaufnahmen, deren Sepia-Stich das modrige Gelb und Braun der Kulissen aufgreift, das gespenstische Maskenbild und Darstellende, die den papiernen Charakteren etwas Lebendigkeit abtrotzen, sind noch das Passabelste an Raul Cerezos und Fernando Gonzalez Gomez‘ Senioren-Schocker. Dessen zwischen einem halbe Dutzend Horror-Subgenres springende Handlung verkennt das vielschichtige Potenzial des Kernszenarios, das ursprünglich für einen Kurzfilm konzipiert war – und besser einer geworden wäre.
- OT: Viejos
- Director: Raul Cerezo, Fernando Gonzalez Gomez
- Screenplay: Javier Trigales, Ruben Sanchez Trigos, Raul Cerezo
- Country: Spain
- Year: 2022
- Running Time: 95 min.
- Cast: Zorion Eguileor, Gustavo Salmerón, Paula Gallego, Irene Anula, Juan Acedo, Ángela López Gamonal, José Torija, Manuel de Blas, María Victoria Paniagua, José Ramón Pardo, Lone Fleming, Teresa Altés, Niko Verona, Josele Román, Enrique Cazorla, Ramón Vallés
- Release date: –
- Image © La Dalia Films, Antidoto Films