Es gibt diesen magischen Moment in Saim Sadiqs differenziertem Debüt-Drama, indem sich das gesellschaftliche Gefängnis öffnet und es scheint, als bekämen alle Charaktere, was sie sich wünschen. Doch von dort aus entwickelt sich das eindringliche Ensemble-Stück noch fast eine Stunde, in deren Laufe die Sehnsüchte des halben Dutzend Figuren unerreichbarer scheinen als je zuvor. Nicht nur das Greifbare des Glücks, zu dem nur ein kleiner Schritt Richtung Toleranz führen würde, macht dessen Verwehrung umso bitterer.
Es ist auch der Umstand, dass alle – der schüchterne Hauptcharakter Haider (Ali Junejo), dessen Leben als arbeitsloser Babysitter der Töchter seines Bruders Kaleem (Sohail Sameer) und dessen Frau Nucchi (Sarwat Gilani) sich durch einen Job als Background-Tänzer im Cabaret schlagartig ändert, seine ehrgeizige Frau Mumtaz (Rasti Farooq), sein invalider Vater (Salmaan Peerzada) und die selbstbewusste trans Frau Biba (Alina Khan) – eigentlich das Gleiche wollen: Freiheit, sie selbst zu sein, ihre Träumen und Ziele zu verfolgen.
Doch das durch das starrsinnige Familienoberhaupt verkörperte Patriarchat ist renitenter als es wirkt. Das vermitteln der Regisseur und seine Co-Drehbuchautorin Maggie Briggs durch mokante Metaphorik, die das intime Beziehungsbild zur systemkritischen Parabel erweitert. Trotz ihrer Funktion als soziologische Prototypen bleiben die Charaktere differenzierte Individuen, alle auf ihre Art im Griff der repressiven Strukturen. Vor diesem authentisch düsteren Hintergrund öffnet sich mit dem Kamerablick auch ein Weg, über dessen Alternativen die harsche Story bedrückend unmissverständlich macht.
Die staatliche Zensur, die Saim Sadiqs preisgekröntem Spielfilm-Debüt in seinem Heimatland widerfuhr, unterstreicht die politische Relevanz der vielschichtigen Handlung. Deren Mut zeigen nicht drastische Darstellungen, sondern die nuancierte Behandlung gesellschaftlicher Tabuthemen. Die pointierte Inszenierung verleiht den zwischen Komik und Tragik balancierenden Szenen mittels Kostümen, Requisiten und Schauplätzen wie dem titelgebenden Vergnügungspark einen sozialkritischen Subtext. Jene Botschaft überdeckt indes nicht, sondern betont den menschlichen Fokus der von exzellente Darstellenden getragenen Story von Selbstverleugnung, -entdeckung und -bestimmung.
- OT: Joyland
- Director: Saim Sadiq
- Screenplay: Saim Sadiq, Maggie Briggs
- Country: Pakistan
- Year: 2022
- Running Time: min.
- Cast: Ali Junejo, Rasti Farooq, Alina Khan, Sarwat Gilani, Salmaan Peerzada, Sameer Sohail, Sania Saeed, Ramiz Law, Honey Albela, Priya Usman Khan, Honey, Shahbaz Rafiq, Iftikhar India, Umar Fiaz, Pakeeza Batool, Eeshal Ali, Sohail Sameer
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