Ironischerweise ist die Schwäche Taika Waititis Leinwandadaption des ebenso beeindruckenden wie bescheidenen Triumphs der amerikanisch-samoanischen Fußballmannschaft ist, dass die Underdog-Comedy zu sehr ihrem Ensemble ähnelt. Sympathisch? Ja. Das Herz am richtigen Fleck? Einigermaßen. Gelungen? Nicht wirklich. Dabei scheint die auf realen Begebenheiten und der 2014 erschienen Doku gleichen Titels basierende Geschichte des amerikanisch-samoanischen Fußballteams und seines ersten Sieges in einem internationalen Spiel ideal für den Regisseur, der mit seiner Rolle des Blackbeard in der besten Queere-Piraten-Serie ever gerade Pluspunkte bei der LGBTQ+ Audience sammelt. Umso enttäuschender ist der Umgang Waititis mit Iain Morris verfassten Skripts mit trans Spielerin Jaiyah Saelua (Kaimana).
Die erste offen nicht-binäre Spielerin in einem FIFA World Match hätte eine wesentlich spannendere Hauptfigur abgegeben als der von einem fehlbesetzten Michael Fassbender verkörperte Trainer Thomas Rongen. Der alkoholabhängige, seiner Ex-Frau (komplett verschwendet: Elizabeth Moss) Choleriker ist zugleich White Savior und Inkarnation der abgehalfterten Trainer aus Bad News Bears, A League of Their Own und Any Given Sunday. Auf beides spielt der Plot flüchtig an, während er die stereotypen Schritte auf dem Weg zum Sieg abarbeitet, als würde die Erwähnung von Klischees diese beheben. Natürlich lernt auch Rongen, besonders vom warmherzigen Team-Manager Tavita (Oscar Kightley), denn die schematische Story ist tatsächlich seine.
Dass der weiße wohlhabende straighte cis Mann lernt, seine Ausraster zu beherrschen, erscheint als bedeutendere Entwicklung als die sportliche Verbesserung der Mannschaft. Deren Mitglieder reduziert der spürbar unmotivierte Plot auf ihre Spitznamen. Außer Jaiyah, die von Rongen mit übergriffigen Fragen und Deadnaming erniedrigt wird, aber sich bei ihm für ihre verständliche Reaktion entschuldigen muss. Taika Waititis statt selbstironische nur selbstdarstellerische Cameo zeigt exemplarisch die humoristische Verflachung seiner lustlosen Inszenierung. Die macht aus der originellen Vorlage visuell und dramatisch gleichermaßen fade Fließbandware, in deren Sportszenen die Dynamik und Fokus missende Kamera noch deutlich schlechter ist als die Spielenden. Klarer filmischer Fehlschuss.
- OT: Next Goal Wins
- Director: Taika Waititi
- Screenplay: Taika Waititi, Iain Morris
- Country: USA
- Year: 2023
- Running Time: 104 min.
- Cast: Michael Fassbender, Oscar Kightley, Kaimana, David Fane, Rachel House, Beulah Koale, Taika Waititi, Will Arnett, Elisabeth Moss, Uli Latukefu, Sisa Grey, Semu Filipo, Chris Alosio, Lehi Makisi Falepapalangi, Ioane Goodhue, Hio Pelesasa
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