Macho-Maximalist Paolo Sorrentino ist zurück in Cannes mit der nächsten exaltierten Exposition all dessen, was den italienischen Regisseur und Drehbuchautor schon immer beschäftigt hat. Nach den Titel seiner Filme sind das Jugend und Große Schönheit. Doch dergleichen Abstraktionen sind nur die scheinheilige Intellektualisierung des eigentlichen – filmischen und narrativen Fokus: junge Frauen von einer austauschbaren Schönheit, die immer weiß, langhaarig, großbrüstig und kurvig ist. Luxus altmodisch italienischer Art mit neo-klassizistischen Villen, Limousinen, Designer-Roben, Arien und Klunkern.
Dass die von Celeste Dalla Porta mit ausdrucksloser Grazie verkörperte Titelfigur letzte in einer Szene am ganzen Körper trägt – und sonst nichts – ist illustriert quintessenziell die operatischen Ausschweifungen seiner glorifizierten Galerie weiblicher Trophäen. Wie die musealen Kulissen sind sie reine Oberfläche, hinter die zu blicken das „mysteriöse, behexende“ zerstören würde. Auch die Protagonistin bleibt eine leere Hülle während ihrer handlungsgebenden Jugendjahre. Allein die zählen für Sorrentino, der alte Frauen als Mutterfiguren oder hässliche Harpyien sieht.
Parthenope jedoch ist eine sinnliche Sirene gleich ihrer mythologische Namensvetterin. Bei einer Wasser-Niederkunft schaumgeboren wie Venus, weckt sie bei Männern und Frauen Verlangen. „Beauty is like war“, erklärt ihr ein ergrauter Gentleman, „It opens doors“. Die stehen ihr alle offen, doch einen interessanten Weg einzuschlagen ist ihr nicht vergönnt. Lose verknüpfte Episoden führen sie von einer erotischen Eskapade zur nächsten. In Zeitlupe und Großaufnahme wandelt sie durch die sonnenüberflutete Szenerie voll Meerblau, Alabaster und Goldglanz.
Der senile Voyeurismus Paolo Sorrentinos elitären Edelpornos entlarvt sich, wenn er ihn anderen anhand einer ausführlichen Sexszene vorhält. Die substanzlose Story um die von Celeste Dalla Porta mit rein physischer Präsenz verkörperte Parthenope ist eine pompöse Parade lasziver Exzesse. Die vorgestrige Weltsicht trieft von chauvinistischen Stereotypen und dialektischen Dialogen, die der Protagonistin die Begierde ihres männlichen Umfelds vorhalten: „Are you aware of the disruption beauty causes?“ Auf eine Unterbrechung der lüsternen Altherren-Phantasie wartet man indes vergebens.
- OT: Parthenope
- Director: Paolo Sorrentino
- Screenplay: Paolo Sorrentino
- Year: 2024
- Distribution | Production © Pathé Films