Nach dem Erfolg Torsten Körners vor drei Jahren in den hiesigen Kinos gestarteten Dokumentarfilms (fast) gleichen Titels, der den unermüdlichen Kampf der Frauen der Bonner Republik um politische und praktische Gleichberechtigung nachzeichnete, war es nur eine Frage der Zeit bis zur filmischen Fortsetzung. Deren thematischer Schwerpunkt liegt auf der Hand: Die soziale und systemische Situation in der DDR, wo der sogenannte real existierende Sozialismus der genderbasierten Benachteiligung ein Ende gesetzt hatte. Jedenfalls auf dem Papier.
Die Realität sah selbstredend anders aus. Anders als in der BRD, wo Hausfrauen sein bis heute das Ideal ist, durften und sollten Frauen berufstätig sein. Nur Hausmütterchen zu sein war verpönt, auch Hausmütterchen zu sein wurde erwartet, berichten mehrere der Protagonistinnen, auf die nach dem Job noch die zweite Schicht wartete. Im Konsum anstehen, putzen, Kinder versorgen und kochen für den Mann, wenn einer da war. Nicht jeder Gatte kam mit der Gemahlin Doppelbelastung klar.
Das Familienmodell, auf das Regisseur schaut, ist durchgehend ein heteronormatives konservatives. Wie sich der Alltag Frauen, die nicht diesem vermeintlich vorgegebenen Weg folgten, von denen ihrer gebundenen Geschlechtsgenossinnen unterschied, bleibt offen. Das Gleiche gilt für die klassistischen Unterschiede innerhalb unter einer Ideologie, in der das Klassensystem offiziell als überwunden galt, aber praktisch weiter existierte. Erwartungsgemäß tauchen offen queere Menschen überhaupt nicht auf. So spannend, gewitzt und bedrückend aktuell der Rückblick ist, so unvollständig bleibt er.
Bezeichnenderweise leidet Torsten Körners Nachfolger seiner 2021 erschienen Film-Chronik des hürdenreichen Wegs westdeutscher Frauen in einer patriarchalischen Arbeits- und Politlandschaft am ostentativ angeprangerten Missstand. Der historische Blick auf den real existierenden Chauvinismus in der DDR ist trotz einer Vielzahl ebenso gewitzter wie geistreicher Zeitzeuginnen-Berichte verengt auf eine männliche mittelständische Perspektive. Gerade aufgrund dokumentarischen Dynamik und Relevanz des pointierten Porträts, das nicht halb so viel aussagt wie einer der darin verwendeten Silly Songs, ist das enttäuschend.
- OT: Die Unbeugsamen 2: Guten Morgen, Ihr Schönen!
- Director: Torsten Körner
- Screenplay: Torsten Körner
- Year: 2024
- Distribution | Production © Majestic Filmverleih