In gewisser Weise spricht es für die sozialsatirische Scharfsicht Christian Tafdrups satirischen Schockers, der sich 2022 zum Geheimtipp unter den Midnight Movies mauserte, dass dessen unvermeidliches US-Remake fein säuberliche alle Elemente entfernte, die das Original so amüsant und abgründig machten. „Alle“ meint bei James Watkins faden Faksimiles wirklich alle. Selbst jenen Moment buchstäblich biblischer Boshaftigkeit, der dem pointierten Psycho-Horror eine völlig neue Bedeutungsebene verlieh, nicht zu vergessen Kult-Potenzial. Denkbar weit weg davon ist die Neuauflage.
Deren in zwei ungleiche Kapitel zerfallende Handlung beginnt relativ werkgetreu mit der Urlaubsfreundschaft des US-Paares Louise (Mackenzie Davis) und Ben Dalton (Scoot McNairy) mit dem irischen Pärchen Paddy (James McAvoy) und Ciara (Aisling Franciosi). Letzte konkretisieren bald darauf ihre Einladung zu einem gemeinsamen Wochenende. Von dem erhoffen sich eine Überwindung ihrer Ehekrise. Jene Neuerung Watkins selbstverfassten Skripts, für die „neu“ ein wenig passender Begriff ist, verrät neben der Handlungsentwicklung auch den Umschwung ihres thematischen Fokus.
Der liegt statt auf Sozialhierarchien und Etikette, die Tafdrup als fatale Schwäche des Bürgertums identifizierte, auf Familienwerten. Latent ist der Klassenkampf weiterhin präsent im als korrekt oder falsch geframten Erziehungsstil. Selbiger zeigt sich im elterlichen Umgang mit den jeweiligen Neurosen und Konditionen von Tochter Agnes Dalton (Alix West Lefler) und Paddys stummen Sohn Ant (Dan Hough). Dessen absurd ausgebaute Rolle reißt lächerliche Logiklücken in eine Story, die beim Versuch eigene Wege zu gehen, endgültig flachfällt.
Während Christian Tafdrups gleichnamiger Psycho-Thriller die elitären Engpässe der Bourgeoisie offenlegte, demaskiert James Watkins farblose Film-Kopie ungewollt den eigenen kruden Klassismus und mittelständischen Moralismus. Ängstliche Anpassung an bürgerliche Befindlichkeit verwässert die sardonische Satire und bremst die subtil steigernde Spannung während jeder dramaturgische Verbesserungsversuch aberwitzige Kontinuitätsbrüche schafft. Ernüchternd generisch, doch ohne Tafdrups subversive Symbolik des Originals, besiegelt das dissonante Ende den konservativen Konformismus, den das Original vorführte. Unterhaltsam ist einzig McAvoys Schurken-Chargieren und ein Rest Atmosphäre.
- OT: Speak No Evil
- Director: James Watkins
- Screenplay: James Watkins, Christian Tafdrup, Mads Tafdrup
- Year: 2024
- Distribution | Production © Universal