“There is something at work in my soul that I do not understand.”, eröffnet Grace Glowickis Horror-Historienkomödie ein Zitat Mary Shelleys, deren Frankenstein der Regisseurin bei ihrem zweiten Spielfilm offenkundig als Inspiration diente. Statt eines vollständigen Menschen bringt es die nur als Totengräberin betitelte Protagonistin beim Leichen-Erwecken jedoch bloß zu einem Finger. Aber, hey, auch mit einem Finger lässt sich einiges machen. Klingt wie ein obszöner Flachwitz und ist auf der Leinwand auch einer.
Der Finger gehörte ihrem Liebsten, der ihren Verwesungsgeruch im Gegensatz zu anderen prospektiven Partnern anziehend fand. Gags über Bromidrophilia (Erregung durch faulige Gerüche) sind noch eine moderate Stufe des absichtlich anrüchigen Humors, der mit kindlicher Freude Ekel-Szenarien heraufbeschwört. Genau wie das demonstrative Overacting ist das schrille Szenario zu plump, um amüsant zu sein. Nicht nur die Gags werden unerbittlich wiederholt, auch die Handlung stagniert nach dem ersten Akt und verirrt sich in immer abstrusere Winkel.
Das von Glowicki mit Ben Petrie verfasste Drehbuch zitiert Genre-Klassiker wie James Whales Frankenstein und dessen kongeniale Fortsetzung, ähnelt aber mehr einem No-Budget-Abklatsch von Lisa Frankenstein. Während letzter den 80er-Chic imitierte, huldigen hier die viktorianische Kostüme, gestelzte Dialoge und literarische Tropen wie der schwermütige Adlige und der dekadente Dichter dem Zeitalter der Schwarzen Romantik. Die Liebe zu Genre-Klassikern der Literatur und Leinwand ist in dem bühnenhaften Szenenbild und Retro-Effekten unübersehbar, aber nicht genug, um dem Trash-Theater Leben einzuhauchen.
Dass Grace Glodowicki und ihr Co-Drehbuchautor selbst die Hauptrollen übernehmen, liegt wohl nicht nur an Hingabe zu ihrer überdrehten Horror-Hommage über Körpergeruch Coprophagie, sondern mangelnden Ressourcen. Handarbeit und Improvisation verleihen der Szenerie einen naiven Charme während Sepia-Töne und Farb-Retusche eine spielerische Vintage-Optik kreiren. Doch die Story von Lust zwischen Leichen ist mehr anstrengend als unterhaltsam, das Chargieren peinlich und die Witze unkomisch. Was den Filmschaffenden hier in der Seele umging, versteht tatsächlich niemand.
- OT: Dead Lover
- Director: Grace Glowicki
- Screenplay: Grace Glowicki, Ben Petrie
- Year: 2025
- Distribution | Production © Featured Creatures Inc.