Ambivalente Paarbeziehungen, die Dynamik von Gender-Rollen zwischen traditionellen Ansprüchen und moderner Neuausrichtung sowie die verunsichernden Grauzonen zwischen Einvernehmen und Übergriffigkeit prägen Madeleine Sims-Fewers und Dusty Mancinellis gemeinsame Filmarbeit in Lang- und Kurzform. Mit Titeln wie Violation und Rape Card signalisiert das Regie-Duo bereits die gesuchte Kontroverse der Narrative, die sich radikaler ankündige als der trügerisch süßlich klingende Honey Bunch. Der in den 70ern angesiedelte Retro-Horrortrip versetzt die Hauptfiguren Diana (Grace Glowicki) und Homer (Ben Petrie) in eine Ära, in der Gender-Rollen zur Debatte stehen.
Das zeigt sich unmittelbar in den mit bissigem Humor gespickten Debatten des Pärchens. Dessen bedeutungsvolle Namen deuten bereits auf entscheidende Charakterzüge des Paares, das wiederholt die Bedeutung und Unterschiede von Liebe, Hingabe, Zuneigung und sexueller Anziehung diskutiert. Sims-Fewer und Mancinelli sind wenig subtil bei der Etablierung ihrer Kernthemen und vermitteln auch Hintergrundinformationen mit Vorliebe durch holprige Dialoge. Beim Aufbau eines atmosphärischen Szenarios waltet das Duo allerdings zurückhaltender. Nach einem schweren Unfall soll Diana in der entlegenen Klinik Dr. Trephines wieder ganz sie selbst werden.
Das erschweren allerdings verstörende Träume und Erinnerungsfetzen, die ihr Gefühl von Dissoziation und Desintegration beständig steigern. Bald zweifelt Diana nicht nur an den Absichten des Klinikpersonals, sondern auch ihres Ehemanns. Die Dialoge benennen früh die klassischen Vorbilder des suspekten Szenarios. Dessen bedrohliche Andeutungen und spukhaften Motive – inklusive eines prominent platzierten Gemäldes einer Toten – bedienen sich großzügig bei Hitchcocks Rebecca und Langs Secret Behind the Door. Beider Suspense ist jedoch weit entfernt von dem grobschlächtigem bis grotesken Versuchen, Schrecken und Spannung mit relevanten Gesellschaftskommentaren zu verbinden.
Viel zu früh wird klar, was in dem in einem alten Herrenhaus angelegten Hospital vorgeht. Mangelhafte Maske, billige Effekte und aberwitzige Gespräche lassen Schauerstimmung kaum aufkommen, schaffen aber auch nicht den Sprung zu Comedy. Glowicki und Petrie sind sichtlich überfordert mit ihren Rollen, die eine ungelenke Allegorie für Kontrolle und Manipulation innerhalb einer heterosexuellen Partnerschaft darstellen. Dass in dem symbolischen Szenario andere diffizile Themen wie medizinische Gewalt, Zwangstherapie und Euthanasie aufkommen, entgeht der kurzsichtigen Inszenierung. Die ist nicht halb so gruselig wie die altmodische Krankenhaus-Kulisse.
Stückwerk aus Frankenstein, The Stepford Wives und Prestige operieren Madeleine Sims-Fewer und Dusty Mancinelli zu einem filmischen Monster. Der abstruse Plot dient mehr der Konstruktion psychopathologischer und partnerschaftlicher Metaphorik als effektiver Genre-Unterhaltung. Dabei sind die Voraussetzungen für solche durchaus gegeben. Creepy Vintage-Requisiten, Retro-Outfits und ein klassisch-schauriges Szenenbild liefern einen ästhetischen Rahmen, der ansprechender ist als dessen Inhalt. Eine kuriose Randnotiz bleibt, dass die hölzernen Hauptdarstellenden auch im wahren Leben ein Paar sind, und jüngst einen Film mit verwandter Thematik drehten. Leider ebenfalls keinen guten.
- OT: Honey Bunch
- Director: Madeleine Sims-Fewer, Dusty Mancinelli
- Screenplay: Madeleine Sims-Fewer, Dusty Mancinelli
- Year: 2025
- Distribution | Production © XYZ Films