“Die Toten kehren aus zwei Gründen zurück.”, erklärt ein Mönch in Ratchapoom Boonbunchachoke gesellschaftskritischer Geister-Groteske, „Erster ist, weil sie sich erinnern. Und Zweiter, weil jemand sich an sie erinnert.“ Wenn beide Gründe zusammen auftreten gibt das augenscheinlich einen regelrechten Overkill an Toten, die sich aus der Welt der Lebenden nicht raushalten wollen. Eine davon ist Nat (Davika Hoorne), die an Luftverschmutzung verstorben ist. Ihr Witwer March (Witsarut Himmarat) ist untröstlich – bis seine Liebste zurückkehrt – als Staubsauger.
Diese Verkörperung passt sowohl zu Nats Todesursache as auch der Aufgabe, die ihr nach ihrer spirituellen Rückkehr ins Reich der Lebenden zufällt. Ihre Schwiegermutter Suman (Apasiri Nitibhon) konnte Nat schon lebendig nicht leiden und will sie nun mit religiösem Beistand austreiben. Dafür versucht sie Marchs Erinnerung mittels Elektroschock-Therapie auszulöschen. Um ihn zu beschützen macht Nat sich in Sumans Fabrik nützlich zu machen. Denn sie ist nicht die einzige, die durch das Leben der Matriarchin spukt.
Boonbunchachokes absurdes Kinodebüt erinnert in seiner bizarren Prämisse an Amanda Kramers sarkastischen Sundance-Beitrag By Design. Während darin die intensive Beziehung von Menschen zu einem Stuhl auf Materialismus-Kritik abzielte, unterstreicht die technische Reinkarnation die Entmenschlichung in einer von Bürokratie und Profitstreben geleiteten Gesellschaft. Menschenleben werden der Gewinnmaximierung geopfert und Tote nur geduldet, wenn sie brauchbar sind – etwa, um einen besessenen Kühlschrank bremsen. Der Kampf Kühlschrank gegen Staubsauger erzielt Komik durch die nüchterne Akzeptanz einer surrealen Situation.
Dieser Deadpan-Humor, den besonders Nitibhon meisterlich beherrscht, nutzt sich jedoch rasch ab. Dahingegen ist Boonbunchachokes Story zugleich unnötig verschachtelt und mit über zwei Stunden Laufzeit erschöpfend lang. Die Geschichte von March und Nat ist nur Teil einer ausführlichen Rahmenhandlung um Marchs queeren Bruder. Der bekommt unvermittelt Besuch, der die bereits ausgewalzte Spuk-Story erzählt und hinzufügt: „Es kommt noch mehr!“ Das Szenario steigert sich bis zum Splatter, der dem ausgelaugten Plot allerdings auch kein Leben einhaucht.
Mit seiner aberwitzigen Grundidee beweist Ratchapoom Boonbunchachokes skurriles Spielfilm-Debüt neben einem Sinn für schwarzhumorige Sozialkritik auch überraschende Sensibilität für spirituelle Metaphorik. Allerdings reicht beides nur für einen Kurzfilm. Um die ausgedehnte Laufzeit zu füllen, stagniert die Handlung zunehmend und windet sich in sinnlosen Ellipsen. Das minimalistische Schauspiel und die oft reglose Kamera verstärken den Eindruck ermüdender Ereignislosigkeit. Die dramatischen Entwicklungen im letzten Kapitel wirken nur noch forciert und bemüht provokativ. Auch Langweile kann tödlich sein.
- OT: ผีใช้ได้ค่ะ
- Director: Ratchapoom Boonbunchachoke
- Year: 2025