Der Clash von Gegensätzen prägt Gabriele Mainettis Genre-Hybrid auf jeder Ebene: narrativ, dramaturgisch, kulturell und ästhetisch. Der deutsche Verleih-Titel unterstreicht dieses versuchte Spiel mit konstruierten Kontrasten, wohingegen das Original minimal diskreter ist. “Forbidden City” ist der Name des chinesischen Restaurants, in das die dynamische Eröffnungsszene führt. Nachdem ein knapper Prolog die junge Mei (Yaxi Liu) als laut Ein-Kind-Politik verbotenes zweites Kind einer Provinzfamilie vorgestellt hat, katapultiert die Story sie ins Rom der Gegenwart, obwohl alles bis dahin den Anschein hatte, die Handlung spielte immer noch in China.
Dieser abrupte Übergang, nicht nur von einer filmischen Kulisse in eine gänzlich andere, sondern auch zwischen zwei von grundverschiedenen Tropes und Stereotypen geprägten Genres, bleibt indes der einzige interessante inszenatorische Einfall des abstrusen Action-Vehikels. Das ist hoffnungslos überladen von dramatischen Wendungen und Figuren. Neben Mei sind da noch ein gealterter Mafiosi, der seinen ermordeten besten Freund rächen will. Der Sohn besagten Freundes, eines Restaurant-Besitzers, ein chinesischer Gangster-Boss, dessen entfremdeter Sohn, und jede Menge Schergen und Handlanger.
Charisma und physische Präsenz dieser durch ein unübersichtliches Geflecht von Intrigen und unwahrscheinlichen Zufällen verbundenen Ensembles bleibt reine Behauptung. Der bescheidene Reiz, den der Mix aus Culture-Clash und Fish-out-of-Water Szenario birgt, verliert sich schnell zwischen abgegriffenen Klischees und narrativen Konventionen. Um Interesse oder gar Anteilnahme am Schicksal der Figuren zu entwickeln, sind jene zu flach und schematisch. So liegen die Stärken einzige in den Schauwerten. Die von Liang Yang choreografiert Kampfszenen sind solide. Highlight des Films.
Die erste große Auseinandersetzung entfaltet sich in langen, weit gefassten Einstellungen von klarer Dynamik. Kameramann Paolo Carnera fängt Rom in üppigen, farbsatten Bildern ein. Neonlichter, enge Gassen, verqualmte Küchen. All das wirkt zunächst atmosphärisch, erschöpft sich indes in ästhetischer Wiederholung. Die Inszenierung stolpert zwischen Genrezitaten und stilistischen Referenzen von Bruce Lee über Tarantino bis zu Sergio Leone. Doch anstatt diese Einflüsse organisch zu verweben, bleibt eine beliebige Collage. Das Resultat ist formal ambitioniert, aber erzählerisch diffus.
Trotz guter Einzelleistungen in Choreografie, Kameraarbeit, sowie Lius Schauspiel bleibt Gabriele Mainetti Versuch einer Art italo-asiatischen Kung-Fu-Mär inmitten Roms multikulturellen Bezirken letztlich unausgewogen. Hier und da bietet der überladene Genre-Reigen einige leidlich unterhaltsame Sequenzen, doch das Gesamtbild bleibt ästhetisch fragmentiert und dramaturgisch überfrachtet. Kampfchoreografie und visuelle Gestaltung ringen beständig zwischen stilistischem Anspruch und erzählerischer Orientierungslosigkeit. Herausfordernde Themen wie Xenophobie, Korruption und Ghettoisierung werden angeschnitten, aber nie ausgearbeitet. Statt cineastische Tropen zu demaskieren, werden diese zelebriert.
- OT: La città proibita
- Director: Gabriele Mainetti
- Year: 2025