“We’ve all been lost in the mind’s desert.”, sagt Anna Eriksson in einem Begleittext zu ihrer jüngsten Film-Arbeit. Jene ist der letzte Teil einer konzeptionell verknüpften Trilogie existenzialistischer Experimentalfilme. Jeder davon geht gewichtige Themen an. In ihrem 2018er Spielfilm-Debüt M befasste sich die finnische Sängerin, Komponistin, Künstlerin und Filmemacherin mit Sex und Tod, personifiziert durch eine Marilyn-Monroe-Figur. Vier Jahre später drehte Eriksson W über Krieg und Dekadenz, sie selbst in der Rolle einer domina-haften Europa.
E behandelt laut Erikssons obskurer Synopsis „die spirituelle Einsamkeit des modernen menschlichen Seins“ und erschafft zudem „einen modernen Mythos über die größte Tragödie unserer Zeit.“ Mutmaßlich ist diese Tragödie besagte Einsamkeit. Wirklich klar wird das weder aus dem manierierten Begleittext noch aus dem symbolistischen Szenario. Selbiges platziert die Figuren, darunter erneut sie selbst als schwarz gewandete Staatsfrau, in eine CGI-Wüste. Ob die bizarre Künstlichkeit der Dünen-Landschaft einfach schlechten Effekten entspringt, oder das Kernmotiv seelenloser Artifizialität ergänzen soll.
Die Protagonistin und die übrigen Menschen sind scheinbar dorthin verbannt, weil Doppelgänger ihren Platz eingenommen haben. Aus diesem Szenario entwickelt sich jedoch kein Plot. Die skurrilen Szenen von Menschen in wehenden Gewändern, die durch den Sand stolpern, darin zusammenbrechen oder auch mal triviale Telefongespräche führen, illustrieren die Allegorie lediglich. Über fast anderthalb Stunden ist das ähnlich erschöpfend wie eine echte Wüstenwanderung. Bei so einer gäbe es zumindest einen Zielpunkt; Eriksson hingegen tritt auf der Stelle.
Im dritten Teil ihrer experimentellen Trilogie knüpft Anna Eriksson stilistisch, formal und thematisch an die filmischen Vorgänger an. Diesmal wandert die Hauptdarstellerin und Regisseurin mit ähnlich exaltierten Gestalten durch ein Szenenbild, das aussieht wie ein Kulissen-Entwurf zu Dune. Eine Handlung entsteht genauso wenig wie dramatische Tiefe. Die Ästhetik ist weder kreativ noch imposant die Metaphorik abgegriffen, die Kernthemen Identitätsverlust, Authentizitätsmangel und Isolation werden nie ergründet. Das Resultat ist pseudo-philosophischer Personenkult, den Eriksson um sich selbst konstruiert.
- OT: E
- Director: Anna Eriksson
- Year: 2025