Alle 20 Jahre, so scheint es, fügen sich kosmische und kommerzielle Mächte zusammen und lassen Disney eine neue Adaption Mary Rodgers 1972er Kinderbuchs „Freaky Friday“ in die Kinos bringen. Jede Generation hat somit ihre eigene Version, obwohl der Stoff der Gleiche bleibt. Über das diffizile Verhältnis unterschiedlicher Altersgruppen sagt das mehr aus als die simple Story, an der sich über die Jahrzehnte kaum etwa geändert hat. Dabei bleibt es auch in Nisha Ganatras gefälligem Sequel zu Mark Waters 2003er Kassenerfolg Freaky Friday. Drehbuchautor Jordan Weiss potenziert entsprechend des komparativen Titels lediglich die phantastische Prämisse. So werden gleich viermal Körper und Geist getauscht.
Anna Colemann (Lindsay Lohan), mittlerweile selbst Mutter einer Teenager-Tochter, tauscht mit ihrem eigensinnigen Nachwuchs Harper (Julia Butters). Harpers Großmutter und Annas Mutter Tess (Jamie Lee Curtis) tauscht in einer recht willkürlichen Wendung mit Harpers britischer Stiefschwester in spe, Lily (Sophia Hammons). Dass die jugendliche Tochter Annas Verlobten Eric (Manny Jacinto) nicht mit ihrem Vater tauscht, ist Symptom deiner der charakteristischen Schwächen des Franchise. Schon dessen allererster Eintrag 1976 mit einer kindlichen Jodie Foster in der Tochter-Rolle krankte an Ängstlichkeit und Artigkeit. Richtig freaky oder gar freakier ist nichts an diesem Friday, den immerhin nicht mehr Glückskekse aus dem China-Restaurant initiieren.
Die Gags zielen hauptsächlich darauf ab, dass die mit Teenager-Mentalität versehene ältere Generation mal aufdreht. Besonders Curtis spielt die wilde Großmutter mit Bravour, sodass kaum ins Gewicht fallt, dass man von den jungen Darstellerinnen vergleichsweise wenig sieht. Enttäuschender ist der verkappte Konservativismus, der sich darin äußert, dass eine Seniorin im ausgefallenen Outfit und mit jugendlicher Frisur oder eine Mitdreißigerin im Surfer-Style als Witz herhalten. Styling, Sprache und unterschiedliche Fitness-Level liefern den Großteil des komödiantischen Materials. Unterschiedliche Welt- und Politanschauungen hingegen werden peinlich vermieden. Damit ist auch Ganatras Fortsetzung unverkennbar Kind des gleichen konservativen Konformismus, der offenbar teil der Disney-DNA ist.
Zweiundzwanzig Jahre nach Mark Waters dritter und bisher erfolgreichster Verfilmung des titelgebenden Kinderbuch-Klassikers holt Disney das Material erneut aus der Mottenkiste. Nisha Ganatras flotte Fortsetzung doppelt zwar strukturell das Body-Switch-Chaos, bleibt aber dramaturgisch so konform wie die filmischen Vorgänger. Wie bei denen ist der Spaß-Faktor überwiegend den blendend aufgelegten Darstellerinnen, alle voran der exzellenten Jamie Lee Curtis, zu verdanken. Die Themen hingegen bleiben ernüchternd profan. Mode und Musikgeschmack markieren scheinbar die einzige Kluft zwischen den Jahrgängen. Kontroverse Themen wie Klimakatastrophe, wirtschaftliche Stabilität und politische Tendenzen werden ausgeblendet. Das Resultat ist das filmische Pendant zur Prämisse: Alte Narrative in jungem Aufzug.
- OT: Freakier Friday
- Director: Nisha Ganatra
- Year: 2025