In einem chronologisch kondensierten Szenario visueller Eleganz und wagt sich Jean-Stéphane Bron erstmals von seinem etablierten Dokumentarfilm-Œuvre ins fiktionale Format. Über sechs straff strukturierte Episoden erstellt sein packender Polit-Thriller eine fiktive Rekonstruktion der heiklen US-iranischen Atomverhandlungen in Genf im Jahr 2015. Am Original-Schauplatz der Konvention, der die verschärften Konflikte zwischen USA und Iran brennende Aktualität verleihen, entfaltet sich die auf einen Zeitraum von zehn Tagen verdichtete Handlung als Strategiespiel um Macht, internationale Intrigen und private Interessen.
Letzte betreten unerwartete das gefährlich glatte politische Parkett des edlen Konferenz-Hotels, in dem die kühle Schweizer Diplomatin Alexandra Weiss (Veerle Baetens) im April 2015 eine riskante Vermittlungsmission leitet. Die USA und Iran, flankiert von Delegationen aus Europa, Russland und China, ringen um Einigkeit in der Atomfrage um Irans Recht, Uranium zu zivilen Zwecken anzureichern. Alexandras scheinbar unerschütterliche Professionalität gerät ins Wanken, als ihr ehemaliger Geliebter Payam Sanjabi (Arash Marandi) zum neuen iranischen Ingenieur berufen wird.
Religiöse Hardliner um den moderaten iranischen Minister Mohsen Mahdavi (Anthony Azizi) bedrohen das Leben des Wissenschaftlers, der für die Konvention aus Evin nach Genf eingeflogen wird. Unterdessen kämpfen die amerikanische Staatssekretärin Cindy Cohen (Juliet Stevenson), der auf Sanktionen pochende Finanzminister Andrew Porter (Sam Crane) sowie die EU-Delegierte Margaret Davies (Fenella Woolgar) ihre eigenen Status- um Ideologie, Status und globalen Einfluss. Weit spannender als die persönlichen Konflikte des schillernden Ensembles sind die Einblicke in die diplomatischen Debatten.
Gespräche und Gesten wiegen schwer an taktischen Nuancen und symbolischer Implikation. Abgerungene Zugeständnisse, kalkulierte Machtdemonstrationen und ständiges Quid pro Quo prägen die internationalen Verhandlungen. Dass Alexandras emotionale Kompromittierung – nicht die einzige in dem dramaturgischen Geflecht, in dem die Angehörigen der Figuren per Video-Call oder Insider-Nachricht auftauchen – gegenüber der historischen Thematik in den Hintergrund tritt, ist die entscheidende Stärke angespannten Inszenierung. Orientiert an klassischen Konzepten des Genres, übersetzt der kompakte Plot reale Ereignisse in ein intensives Kammerspiel.
Gedämpfte Gespräche in Gängen und aufgeladene Schweigen in Frühstückssälen verraten das Misstrauen unter der makellosen Oberfläche. Fünf Luxushotels in Genf, Lausanne und Montreux verschmelzen zu einer fiktiven Kulisse. Deren Belle-Époque-Architektur spiegelt in ihrer distanzierten Opulenz die konzentrierte Ruhe der diplomatischen Bühne. Darauf fungiert die zwischen Integrität und Gefühl zerrissene Protagonistin, deren innerer Konflikt geopolitisch Spannungen evoziert, zugleich als aufmerksame Beobachterin und emotionaler Anker. Statt auf simple Gut-Böse-Schemata setzt die Story auf moralische Ambivalenzen und psychologische Vielschichtigkeit.
Aufgebaut auf Memoiren, Pressearchiven und Expertenwissen, findet Jean-Stéphane Browns gediegene Mini-Serie eine unterhaltsame Balance zwischen geschichtlicher Genauigkeit und dramatischer Fiktion. Die dramaturgische Verdichtung monatelanger Verhandlungen paart unterschwellige Spannung mit permanentem Zeitdruck. Enge Kadrierung, Spiegelungen und feine Lichtakzente betonen das fokussierte Schauspiel und nervenaufreibende Atmosphäre, die platte Action ersetzen. Empathie und Zurückhaltung manifestieren sich als Kernelemente der titelgebenden Übereinkunft. Dass alle der realen Vorbildern nachempfundenen Charaktere das Gute wollen, zeichnet dennoch ein allzu idealistisches Bild staatlicher Autorität.
- OT: The Deal
- Director: Jean-Stéphane Bron
- Year: 2025