“The first sign of truth is realizing that all metaphors are real”, heißt es ominös in Hilal Baydarovs drittem und letztem Teil seines filmischen Triptychons. Dessen erster und zweiter Part Sermon to the Fish und Sermon to the Birds führten das Kinopublikum bereits durch eine Welt im Zustand struktureller und ökologischer Desintegration. Jene scheint in dem in infernalisches Infrarot getauchten Szenario des aserbaidschanischen Regisseurs nunmehr abgeschlossen. Ein wandernder Dichter namens Shah Ismail (Huseyn Nasirov) begibt sich auf eine spirituelle Suche durch die leuchtend rote Landschaft.
Der prototypische Protagonist, dessen Gedanken als Hintergrundkommentar das minimalistische Geschehen untermalen, will das Wasser des Lebens finden, doch kann das die Apokalypse umkehren? Radikal reduziert und wie die vorangehenden Werke in eine spezifische Farbpalette getauchte, versucht sich das mystisch verästelte Konstrukt an einem Gleichnis über Untergang, Katharsis und Hoffnung. So gewichtig die aufgeworfenen Themen sind, so oberflächlich bleibt deren Ergründen. Bedeutung und Bezüge Shahs philosophistischer Phrasen verlieren sich in quasi-religiöser Überhöhung. Die Figuren, die ihm unterwegs begegnen, können ebenso gut geisterhafte Erscheinungen sein wie Hirngespinste oder wandelnde Allegorien.
Im Kontext der Inszenierung werden sie zu menschlichen Marken einer apokalyptischen Atmosphäre, die ein visuell synthetisches und intellektuell steriles Konstrukt bleibt. Im ruhigen Takt der vorangehenden Filme verharrt die Kamera in langen Einstellungen, deren entrückte Wirkung die sonore, rauschende Klangkulisse verstärkt. Jedes Landschaftsbild wird zu einer endzeitlichen Ikone, Horizonte und Himmel zu seelischen Spiegeln. Leere, Stillstand und Schweigen beherrschen die Handlung, die im Grunde der Gegenentwurf einer solchen ist. Die postapokalyptische Odyssee erstarrt in tranceartiger Apathie, deren esoterischer Exzess letztlich einschläfernd wirkt.
Die narrative Ellipse, die Hilal Baydarov 2022 im ersten Akt seiner experimentellen Trilogie anlegte, kreist auch im letzten Teil weiter unablässig um die eigene Achse. Begleiteten von einem endlosen Monolog, der weder Erkenntnisse bringt, noch interessante Fragen aufwirft, und einer körperlosen Klangwelt, führt die überhöhte Sinnsuche wahrhaftig ins Nichts. Der elegische Tenor und die zahllosen Gleichnisse für Loslösung, Verlorenheit und universellen Zerfall sind mehr Prätention als Poesie. Weder kristallisiert sich aus der dissoziierten Dystopie ein individuelles Drama heraus, noch eine universelle Lektion.
- OT: Bosluga xütbe
- Director: Hilal Baydarov
- Year: 2025