“HR is not a human buffet”, kommentiert ein Mitarbeiter der jungen Protagonistin Nawapol Thamrongrattanarits bitterer Business-Satire. Deren desillusionierte Pointen sind so unerbittlich und brutal wie die kalkulierte Geschäftswelt, in der die junge HR-Managerin Fren (Prapamonton Eiamchan) tagein, tagaus Bewerbungsgespräche durchführt. Jedes der Interviews zementiert ihre Resignation über eine Gesellschaft, in die sie bald ein Kind setzen könnte. Während sich das Zeitfenster für einen Abbruch sukzessive verringert, erweitert sich ihr ernüchterter Blick auf den Zustand des Systems und ihre eigene Rolle darin.
Die käfigartigen Büroräume und professionelle Komplizenschaft in einem korrupten Apparat demaskieren Frens ökonomisches Gefängnis. Daraus bieten ihr Heim und ihr Ehemann Thame (Paopetch Charoensook) keine Fluchten, sondern eine grausame Fortführung in eine familiäre Falle. Hinter seiner fürsorglichen Fassade offenbart Thame eine reaktionäre Menschenverachtung, in der die Unstimmigkeiten der Charakterisierung hervortreten. Wie Fren in diese Beziehung geraten ist und warum sie bleibt, ist rätselhaft. Zwischen apathischem Arbeitsalltag und ehelicher Scharade sinkt Fren immer tiefer in eine existenzielle Krise. Deren dramaturgische Stagnation wird zum inszenatorischen Spiegel ihrer Ausweglosigkeit.
Keiner der vage angedeuteten Handlungswege manifestiert sich zu einer Veränderung des Zustands Quo. Natdanai Naksuwarns Kamera wird zum visuellen Katalysator der allgegenwärtigen Bedrängung. Kantige Bildkompositionen, rigorose Schnitte und harte Schwenks zerschneiden die abstumpfende Monotonie mit einer fast gewaltvollen Stilistik. Entfernte Stadtlandschaften und hohle Fensterreihen schaffen eine abweisende Atmosphäre menschlicher Distanz und urbaner Isolation. Sterile Kulissen und symmetrische Raumstrukturen werden zur Metapher kapitalistischen Konformismus. Der presst die darin Gefangenen in Schemata, die jede persönliche Entfaltung ausschließen. Die Schwangerschaft wird zum physischen Countdown einer emotionalen Implosion.
Die gezielte Reduktion des Zeitverlaufs verleiht Nawapol Thamrongrattanarits zynischem Zeitbild eine quälende Langsamkeit, die den blockierten Fluchtdrang der Protagonistin impliziert. Harte Übergänge von Stille zu Lärm akzentuieren die tonale Spannung. TV-Berichte über eskalierenden Wettbewerb, Beziehungstaten und dystopische Zukunftsprognosen erweitern das Krisenszenario auf universelle Ausmaße. Prapamonton Eiamchan zurückgenommene Darstellung lässt versteckten Schmerz nur in Andeutungen erahnen. Diese formale Präzision ist beeindruckend, aber in ihrer apodiktischen Absolution auch enorm zermürbend und zäh. Eine konzeptionell beachtliche, filmisch kaum erträgliche Sezierung eines Systems, das Menschen formt und deformiert.
- OT: Human Resource
- Director: Nawapol Thamrongrattanarit
- Year: 2025