Er genese schnell, höhnt Malik (Fehd Benchemsi), doch da hat der selbstgefällige Hauptcharakter von Faouzi Bensaïdi noch keine Ahnung, was für Wunden die bitter-ironische Story für ihn bereit hält. Regelmäßig geraten Maliks Freunde Allal (Mouhcine Malzi), Soufiane (Fouad Labiad) und er in Schwierigkeiten, doch mit dem scheinbaren Ende der leinkriminellen-Existenz beginnen ihre Probleme erst. Der Pessimismus des Neo-Noir wirft seinen Schatten auf die staubige Kulisse des marokkanischen Schauplatzes.
Wenn die Rechnung aufgeht, wird alles gut sein, verspricht Allal. Doch natürlich geht die Rechnung nie auf für Gefangene eines verarmten Ortes wie Tetouan, deren kühles Klima vor schwelender Gewalt glüht. „Man gibt uns gerade genug, um uns nicht verrecken zu lassen“, hört Malik von der mit ihrer Einsamkeit kämpfenden Schwester Aouatif (Nezha Rahil). Beim Ausgehen, auf der Straße, im Haus ihrer Familien, wo sie noch immer leben – überall sind die Protagonisten Ausgestoßenen, durch Status und Geldmangel abgeschnitten vom Vergnügen der anderen. Ihre einzige Gemeinschaft ist der Dreierbund, doch selbst der ist längst brüchig. Nicht weil sie zu verschieden sind, sondern weil sie einander zu sehr gleichen. Ihre kriminelle Motivation ist Lebensgier nach käuflichem Glück, in Maliks Augen verkörpert von Dounia (Iman Mechrafi).
Um die Prostituierte aus dem Gefängnis zu bekommen, lässt er sich mit dem korrupten Inspektor Dabbaz (Faouzi Bensaidi) ein, der die Drogenschmuggler ins Visier gefasst hat. Drogengeschäfte sieht Allal als seine Zukunft. Seine Verachtung für Dounia verrät seine Doppelmoral und heimliche Eifersucht auf Malik. Der ist als frischer Polizeispitzel zerrissen zwischen Begehren nach Dounia und Anpassung an seine Freunde. Den Ursprung seines emotionalen Dilemmas in einer zutiefst patriarchalischen, reaktionären Prägung, die verschiedene Beziehungsformen in Konkurrenz zueinander stellt, übergeht Bensaïdi. Der Plot folgt dem vorhersehbaren Weg in den Abgrund, in dem Malik erst eine Leiche entsorgt und der auf ihn wartet. Über ihm tönt spöttisch der Titelsong, süße Elegie auf die psychische und physische Ausweglosigkeit: „Don´t tell me that I am free …“
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