Happy Ends sind furchtbar. Danach kommt Glücklichkeitstrott. Überhaupt kann ein perfekter Zustand nur schlechter werden. In zwei Fortsetzungen musste Oger Shrek diese Erfahrung machen. Stets folgte ein neues Happy End, in dem des Titelhelden und Gattin Fiona Glück intensiviert wurde. Konsequenterweise ist im vierten Teil der epischen Oger-Saga alles unerträglich wunderbar. Auf der Geburtstagsfeier der Drillinge verliert der überarbeitete Lokalprominente und Familienvater die Nerven. Für einen Tag Junggesellenzeit würde Shrek (Sprecher: Mike Myers) alles tun. Sogar einen Vertrag Rumpelstilzchens (Walt Dohrn) unterschreiben.
Dass man bei einem Kontrakt mit einem der Erzschurken der Märchenwelt besser das Kleingedruckte ließt, vergisst Shrek vorübergehend und tauscht einen Lebenstags gegen einen Tag als gefürchteter Oger. Allerdings nimmt Rumpelstilzchen Shreks Geburtstag, den entscheidenden allerersten. So konnte der grüne Held nie Prinzessin Fiona (Cameron Diaz) erlösen und findet sich in einer Parallelrealität wieder, in welcher weder sie noch seine Freunde Esel (Eddie Murphy), Lebkuchenmann und Gestiefelter Kater (Antonio Banderas) ihn kennen. Über das ausgebeutete Königreich Far Far Away regiert Rumpelstilzchen mit einer Horde böser Hexen des Westens, die Jagd auf Oger machen. Die Menschenfresser haben sich im Gegenzug als Widerstandskämpfer organisiert, angeführt von Fiona. Shrek bleibt nur ein Tag, um Fiona den Kuss der wahren Liebe zu geben, der Rumpelstilzchen Vertrag nichtig macht. Doch diese Fiona glaubt nicht an wahre Liebe verloren.
Es war einmal vor langer Zeit in einem Studiokönigreich, da wurde die Verfilmung von William Steigs Kinderbuch ein gigantsicher Kinoerfolg, mit einem Oscar als Maraschinokirsche auf dem finanziellen Sahneberg. So entrückt fühlt sich der originelle Auftakt der mittlerweile wahrhaftig anstrengenden Filmserie an. Mit dem ursprünglichen Protagonisten hat Mike Mitchells Oger kaum mehr als den Namen gemein. Kein Wunder, dass ihn das Gefühl von Identitätsverlust ereilt. Den gibt Regisseur Mitchell offen zu: „Er ist zahm und mild geworden, nicht mehr furchterregend. Dabei war es das Letzte, was wir Shrek wünschten.“ Warum tun er und die Produzenten es Shrek dennoch an? Originell ist lediglich dessen Anfangsauftritt als gestresster Vater und Hausmann. Die Mittel gegen den Ehetrott könnten hingegen nicht platter sein: mal ohne Kinder ausspannen, ein gemeinsames Hobby wie Kampftraining oder Bäume ausreißen verbindet, die Partnerin zieht zur Abwechslung eine sexy Lederkluft an. Alles im Rahmen der penetrant vorgetragene Moral: Sei dankbar für das, was du hast und lass es, wie es ist. Geht es noch konservativer und spießiger? Womöglich in Shrek forever and ever after …
Bevor der eines Tages unweigerlich ansteht, illustriert da überflüssige Sequel erschöpfend, wie eine einstmals offenherzige Story über Selbstakzeptanz, der Überwindung konformer Schönheitsideale, Rollenzwänge und Klischees sowie Liebe jenseits von Klassenschranken ins Gegenteil verkehrt wird. Unfreiwillig spiegelt der ideenarme Plot die dramaturgische Kehrtwende. Der vierte Teil erscheint wie eine furchtbare Parallelrealität zum ersten, bei dem einfach hätte Schluss sein sollen. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Shrek ohne Ende.
- OT: Shrek forever after
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2010
- Laufzeit: 93 min.
- Regie: Mike Mitchell
- Drehbuch: Josh Klausner, Darren Lemke
- Cast: Mike Myers, Cameron Diaz, Eddie Murphy, Antonio Banderas, Walt Dohrn, Julie Andrews, Jon Hamm, John Cleese, Jane Lynch, Craig Robinson, Lake Bell, Kathy Griffin, Mary Kay Place, Kristen Schaal
- Kinostart: 30.06.2010
- Beitragsbild © Paramount Pictures