Das Sargwerkzeug eines satanischen Erfinders macht in Mauro Borellis holprigem B-Movie seinem Namen alle Ehre, denn es ermöglicht die Gratwanderung zwischen Diesseits und Jenseits. Dass der Tod nicht mit sich spaßen lässt, weiß spätestens seit Final Destination jeder – außer College-Student Kyle (Aaron Dean Eisenberg) und seine Freunde.
Das Erdmöbel findet Kyle im Sperrmüll einer skurrilen alten Dame. In deren Keller entdeckt er dazu die Totenkiste des Ur-Originaltitels Box of Shadows. Der ist klangvoller und durch seinen komplexeren Handlungsbezug sogar passender. Der amerikanische Verleih bevorzugte den plakativere Namen für Borellis läppischen Mummenschanz, verzapft Drehbuchschreiber Scott Svatos. Da die Besitzerin den Sarg nicht für den Eigengebrauch aufheben will, reagiert Kyle wie ein Pfandflaschensammler, der auf einen Jahresvorrat Leergut gestoßen ist. Er eignet sich den Fund kurzerhand an und tut damit das Naheliegende: Er stellt ihn zum Verkauf ins Internet.
Dort gab es bereits die Dybbuk-Box des von Sam Raimi produzierte Exorzismus-Vehikels The Possession. Sicher ist es nur eine Frage der Zeit, bis ebay sich den Kundenbedürfnissen anpasst und „okkulte Gefäße“ zur Suchkategorie erhebt. Neben der Bundeslade, Aladdins Wunderlampe und der Büchse der Pandora würde The Ghostmaker vermutlich besser dastehen – hätte der sträflich dumme Protagonist sich über dessen Funktionen Gedanken gemacht. Doch für so etwas gibt es in dergleichen Retortenwerken stets Streber, der das nötige Hintergrundwissen liefert und eine eingängige Hintergrundgeschichte. Die aus dem Munde von Kumpel Platt (Jared Grey) ist bestenfalls unfreiwillig komisch und beginnt damit, dass jeder große Geist einen Widersacher hat. Mozart hatte Salieri und Leonardo da Vinci hatte … Wolfgang von Tristen! Hä, wen?
Wolfgang von T. wollte den Menschen nicht nur philosophisch, sondern buchstäblich von körperlichen Fesseln befreien und erbaute dazu die Titelkiste mit integrierter Spieluhr, deren Melodie in ewigen Schlaf wiegt. Der Jahrhunderte alte Klimperkasten läuft wie geschmiert. Folglich gehen die Freunde damit über Leichen: ihre eigenen. Denn die Todeserfahrung ist nur temporär und erlaubt als bläulicher Geist umherzuwandern. Die Charaktere sind geblendet von ihren Fähigkeiten; die Zuschauer davon, dass das Geister-Trio aussieht wie Dr. Manhattan aus The Watchmen. Während Sutton die Freundin (Liz Fenning) seines besten Freundes beobachtet, plant sein böser Buddy die Finanzierung seiner Drogenabhängigkeit. An deren Stelle tritt die Sucht nach immer längeren Geistertrips. Bis ein altbekannter Kuttenträger den Figuren drastisch vor Augen führt, dass ihre Zeit abläuft.
Entweder hat Borelli Flatliners nie oder zu oft gesehen. Wahrscheinlich Zweites. Der einzig interessante Geist in seinem Horrorhumbug ist demzufolge der des Kultfilms, der nebenbei nie so toll war, wie ihn viele in Erinnerung haben … Manche Boxen bleiben eben besser geschlossen. Gilt auch für DVD-Boxen.
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