Der härteste Kampf in Matt Bettinelli-Olpins und Tyler Gilletts Ballerina-Blutbad Abigail ist keine der bis zum superlativen Spektakel gesteigerten Konfrontationen eines unglückseligen Kidnapper-Sextetts mit der Titelfigur, sondern der des Regie-Duos darum zu verbergen, wie uninspiriert ihr spielfimlanger Vampir-Witz tatsächlich ist. Die größte Teil der simplen Story, die für die vormaligen Mitglieder der Kreativ-Gruppe Radio Silence neben Stephen Shields ihr bewährter Kollege Guy Busick verfasste, ist ein Cross-over aus beider Ready or Not und Home Alone.
Nur trägt Kevin (Alisha Weir) jetzt Turnschuhe und Tutu – eine Kombi ähnlich der von Ready or Not’s Grace – ist nach einer skurrilen Statue angelehnt an Jan van Eyck um die 600 Jahre alt, hat ein Gebiss im Fright Night Stil und buchstäblich ein paar Leichen im Keller des altertümlichen Anwesens. Dessen Inneneinrichtung, vollgepackt mit Tierpräparaten, Drachen-Details, Fledermaus-Skeletten und düsteren Gemälden diverser Stilepochen, ist tatsächlich der originellste Aspekt der Inszenierung. Selbige macht davon indes kaum Gebrauch.
Unheimliche Atmosphäre entsteht somit nie, Humor noch weniger. Die Gags beschränken sich auf sadistische Slapstick, wenn die von Auftraggeber Lambert (Giancarlo Esposito) eingesperrte Gruppe dezimiert wird. Wer durchkommt – Ex-Cop Frank (Dan Stevens), Schlägertyp Peter (Kevin Durand), Hackerin Sammy (Kathryn Newton), Fahrer Dean (Angus Cloud), Scharfschütze Rickles (William Catlett) oder Mutter und Medizinerin Joey (Melissa Barrera) – ist genauso vorhersehbar wie die spärlichen Twists. Zum Ausgleich spritzen literweise Kunstblut und Körper explodieren. Noch mehr Ready or Not.
Liebe zum Sujet und Inspiration findet sich allein im opulenten Szenenbild. Darin genrespezifische Querverweise zu entdecken, ist neben Alisha Weirs furioser Darstellung der kindlichen Killerin noch das Unterhaltsamste an Matt Bettinelli-Olpins und Tyler Gilletts Splatter-Comedy. Deren rudimentärer Plot macht aus dem beiden filmischen Vorlagen gemeinsamen Klassenkampf-Motiv noch weniger als aus der von Stephen Kings Kurzgeschichte Popsy geklauten Grundidee. Deren handwerklich solide Adaption stagniert ebenso in Selbstwiederholung des Altbekannten wie das in Dauerschleife gespielte Schwanensee-Motiv.
- OT: Abigail
- Director: Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett
- Screenplay: Guy Busick, Stephen Shields
- Country: USA
- Year: 2024
- Running Time: 109 min.
- Cast: Giancarlo Esposito, Dan Stevens, Kathryn Newton, Matthew Goode, Kevin Durand, Melissa Barrera, Angus Cloud, Alisha Weir, William Catlett
- Image © Universal Pictures