“Kommt zu früh. Gefällt mir gar nicht.” Tantchen ist streng was die Produktion angeht. Nur tadellose Ware ist etwas wert. 4000 oder 2500 Ringgit, kommt drauf an. Für einen Jungen gibt es soviel, für ein Mädchen soviel, sagt Madame Tien (Pearlly Chua) zu Ping. Mädchen sind in Malaysia nicht soviel wert. Ping Ping (Lai Fooi Mun) weiß das, sie ist ein Mädchen in Malaysia – noch. In wenigen Tagen wird Woo Ming Jins schweigsame Heldin ein Mädchen in Japan sein. Dafür arbeitet Ping und lässt mit sich arbeiten in der Tiger Factory.
Die Vormittage verbringt das junge Mädchen auf einer Schweinefarm, am Nachmittag wäscht sie Geschirr in einem billigen Straßenlokal und dabei immerzu für das Privatunternehmen ihrer Tante. Die Schweine sind in Verschlägen zusammengepfercht, eng und schäbig wie das Zimmer, das Ping und ihr Freundin Mei (Susan Lee) in Madame Tiens Haus teilen. Die Schweine geben ihr Sperma, wie die Männer, die Madame Tien für die Besuche bei ihren Arbeiterinnen bezahlen lässt. Die Schweine werden befruchtet wie die Mädchen, deren Babys Madame Tien verkauft, gegen eine Entschädigungssumme. Ping jedoch bekommt nichts. Das Baby wurde tot geboren erfährt sie in dem Hinterzimmer, dessen Tür sich nach der strapaziösen Arbeit hinter ihr schloss. Nicht, das Tantchen ein schlechtes Herz hätte. “Trotz des toten Babys gibt dir Tantchen 500 Ringgit als Geschenk“, erfährt Ping nach der Geburt. 500 Ringgit sind etwas mehr als 100 Euro. Ob es ihr ums Geld ginge oder um das Baby, fragt Madame Tien, als Ping sie schließlich mit dem konfrontiert, was sie im Laufe der Handlung erfährt. Woos subtile Antwort ist ebenso qualvoll wie niederschmetternd.
Dass Ping Madame Tiens Nichte ist, macht ihre elende Lage nur noch auswegloser. Diese Ausweglosigkeit erkennt sie, als die kleine Metallbox leer ist und der Pass fort. Das Ausreisedokument muss sie noch abzahlen bei Piu, der nicht nur Autos zusammensetzen kann, sondern auch gefälschte Papiere. Der Traum von der Überfahrt in ein anderes Land und ein anderes Leben bricht, als er endlich erfüllt scheint, in sich zusammen und begräbt Ping unter einem Berg Schulden. In der mitleidlosen Alltagsrealität der malaysisch-chinesischen Unterschicht, die der Regisseur und Co-Drehbuchautor ohne künstlichen Soundtrack und in dokumentarischer Direktheit aus der Erfahrung schildert, floriert das Geschäft mit Menschen in mehr als einer Form, sei es im Verkauf von Kindern, dem des eigenen Körpers zur mechanisch verrichteten Fortpflanzung. Ping bleibt keine andere Wahl, als sie nochmals über sich ergehen zu lassen. “Ich kann dir nur raten, dass es jetzt endlich hinhaut“, sagt Tantchen.
Das unsentimentale Drama beginnt mit dem Ende eines anderen Dramas, das so geläufig scheint wie der authentische Zeitungsartikel, der die dunkle Thematik des Films inspirierte. Ein Bericht unter vielen, der einfach verblasste wie die stillen Tragödien, die der Geschichte ihre emotionale Resonanz verleihen. Eine Frau rekrutierte ausländische Träger für ihre Baby-Fabrik. Madame Tien ist die Frau und Ping die Trägerin. Eine von zahlreichen jungen Frauen, verraten die fragmentarischen Eindrücke, die halboffene Türen und dezent platzierte Hintergrunddetails gewähren. Zwischen Tieren und Menschen besteht nicht viel Unterschied. Die Diskrepanz ist, zu was für einem Tier sich die Menschen von ihrem repressiven Daseinsbedingungen formen lassen. Der Titel vereint die Methode und das Resultat der seelischen Abstumpfung, die eine solche bleibt, auch wenn sie Ping innerlich stärker macht.
In rationalisierten Szenen entwirft Woo eine illusionsloses Lebensskizze, die ebenso sehr bestechend scharfe Gesellschaftsallegorie wie symbolistisches Drama eines traurigen Reifeprozesses ist. Das fast amorphen Spiel der Hauptdarstellerin verbirgt einen naturalistische Authentizität, die unter Pings resignierter Gestik eine immer wildere Entschlossenheit enthüllt. Als Tiger verlässt sie das Unternehmen und die ausbeuterische Fürsorge ihrer Tante, ohne dass Zuversicht oder Trost die Zukunft schönt, die sich unsicher vor ihr abzeichnet.
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