Mütter haben es schwer, besonders in den USA. Weil sie weder Anspruch auf Mutterschaftsurlaub noch Kinderbetreuung haben und die Dreifachlast von Job, Haushalt und Familie unverändert meist allein tragen? Quatsch, die wahren Sorgen amerikanischer Mütter sind andere! Schulkuchenverkauf, Konkurrenzkämpfe mit makelloseren Mamis und Ringen um die Führungsposition – natürlich nicht etwa im Beruf, sondern in der Eltern-Lehrer-Vereinigung. So sehen es Jon Lucas und Scott Moore in Bad Moms. Mit dem Klamauk traf das Regie- und Drehbuchautoren-Duo letztes Jahr den Nerv des Publikums. Vermutlich besonders jener Privilegierten, die in einem ähnlich mit Zuckerwatte und Dollarscheinen gepolsterten Kokon leben wie die zentrale Protagonistin Amy (Mila Kunis) mit ihren Kindern und Partner Jessie (Jay Hernandez).
Ihr perfektes Familienleben ist im Sequel noch ein Stück perfekter als im Vorgängerfilm, aber trotzdem nicht gut genug in den Augen der perfektionistischsten Mutter von allen. Diese fiese Über-Mom ist – Überraschung! – Amys eigene (Christine Baranski). Pünktlich zum Fest der Liebe steht sie mit einem durchgeplanten Feiertagsprogramm und folgsamen Gatten im Gepäck vor der Tür ihrer Tochter. Deren Besties Kiki (Kristen Bell) und Carla (Kathryn Hahn) müssen dem gleichen Schrecken in Elternform ins Gesicht sehen. Nach der Hollywoodpsychologie, über deren unterstes Niveau die Filmemacher nie hinauskommen, hat das mausige Hausmütterchen Kiki eine krankhaft überfürsorgliche Mutter (Cheryl Hines). Die alleinerziehende Chaotin Carla hingegen ist das Kind einer verantwortungsscheuen Spielsüchtigen (Susan Sarandon).
Veritablen Darstellerinnen lassen wenigstens auf beiläufige Unterhaltung hoffen. Doch die tumben Gags ohne Hintersinn, Biss oder Ironie reichen nichtmal dazu. Die schematische Aufarbeitung der Konflikte verärgert nicht nur durch Vorhersehbarkeit. Filmtitel und Prämisse sind nichts als dreister Zuschauerfang. Der biedere Plot wertet ein Bier mit Freundinnen als anarchischen Ausraster und Essen vom Lieferservice als rebellischen Nonkonformismus. Die mit Popsongs zu Lückenfüllern ausgewalzten Nicht-Exzesse der Moms konsolidieren nur das Spießertum voll Rassismus, Sexismus und groteskem Elitarismus. Da werden Weihnachtsbäume werden aus Paris importiert, nebenbei Häuser gekauft und 15.000-Dollar-Schecks gezückt. Passenderweise stellt die Moralbotschaft den schönen Schein und Familienpflicht über Individualismus und Selbstbehauptung. Da graut einem jetzt schon vorm angedrohten dritten Teil.
A Bad Moms Christmas, so der Originaltitel des humor- und einfallslosen Sequels, ist tatsächlich eine böse Bescherung: für Mütter, die Akteurinnen, Zuschauer und alle, die sehnlichst wünschen, US-Feiertagskomödien mögen sich endlich aus der Spießerecke wagen. Zum Abschluss noch zwei Fragen: Wie hat Carlas Mutter in der Nacht von Heiligabend einen seriösen Job gefunden und wo ist das Kamel?
- OT: A Bad Moms Christmas
- Regie: Jon Lucas, Scott Moore
- Drehbuch: Jon Lucas, Scott Moore
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2017
- Laufzeit: 104 min.
- Cast: Mila Kunis, Kristen Bell, Kathryn Hahn, Jay Hernandez, Christine Baranski, Susan Sarandon, Justin Hartley, Peter Gallagher
- Kinostart: 09.11.2017
- Beitragsbild © Tobias