Die erste Frage Rosa von Parunheims an die Titelfiguren kommt im gleichen laxen Tonfall wie die Antworten, die kaum welche sind: „War es lustig? War es ´ne witzige Zeit?“ Klar war es das. Eine, die man nicht missen wollen würde. Voller schöner Momente. Ein großes Abenteuerland. Klingt nach platten deutschen Schlagern und Reklame für einen veralteten Vergnügungspark, soll aber etwas ganz anderes. Das „Phänomen ‘Männliche Prostitution’ losgelöst von Klischees zu verdeutlichen“ ist erklärtes Ziel des Regisseurs, der Stereotypen nicht hinterfragt, sondern durch seine eigenen austauscht.
Gestelzt wie die selektive Bestandsaufnahme wirkt schon die Prämisse. Was am Zoo zwischen Newton-Museum und Bahnhofsshops zum Alltag gehört, ist wenig phänomenal. Eher banal – banal wie Berufsalltag oder Elend. Sexdienstleistung kann das eine oder andere sein oder etwas von beidem, doch das Gewerbe vorurteilsfrei beleuchten oder für dessen Akzeptanz eintreten, stand wohl nicht im Skript. Das tendiert zur verwegen-romantischen Phantasien von Ungebundenheit und vor allem Sex. Dass letzter als Dienstleistung meist pragmatische Routine ist, übergeht die Szene-Skizze genauso wie Schattenseiten.
Okay, es gab für manche der Prostituierten „Momente, die nicht so schön waren“, aber die wirken so harmlos wie die Formulierung. Doch weder will Praunheim die rosarote Brille abnehmen, noch zu parallel evozierten Negativklischees differenzieren. Wenige Sätze von Streetworke stehen im Kontrast zur gleichgültigen Filmperspektive, die Milieuabhängigkeit als Verbundenheit inszeniert und Perspektivlosigkeit als Freiheit. Bezeichnenderweise ist das die Sicht der Geschäftskunden, deren Position die Kamera einnimmt. Die Protagonisten machen unterdessen ihren Job. Dazu gehrt auch, sagen, was der Kunde hören will.
- OT: Die Jungs vom Bahnhof Zoo
- Regie: Rosa von Praunheim
- Drehbuch: Rosa von Praunheim
- Produktionsland: Deutschland
- Jahr: 2011
- Laufzeit: 84 min.
- Beitragsbild © Basis-Film Verleih