Eis und ihre Freundin Nora (Ellen Dorrit Petersen) – mehr gibt es nicht an dem harschen Schauplatz und in Ole Giaevers kargem Berlinale-Beitrag. Die Hauptcharaktere Solveigh (Ellen Dorrit Petersen) und Nora sind auch die einzigen und keine sonderlich vielschichtigen. Dass die Frauen ein Paar sind, scheint lediglich ein hilfloser Versuch des Regisseurs, seiner spärlichen Story etwas Originalität zu verleihen.
Vor zwei Jahren haben die beiden Frauen den Titelort zuletzt bestiegen. Nun kehren sie gemeinsam zurück an den Schicksalsort, der wortwörtlich ein Berg an Symbolen ist. Die Erinnerungen an einen schmerzlichen Verlust haben beide begraben wie der Schnee die Landschaft. Ihre Emotionellen sind eingefroren, denn unter der Eislast kann nichts sprießen. Wie der Fels scheint die Trauer unüberwindlich, aber ist der Gipfel der Strapazen erreicht, geht es auch wieder bergab. Beziehungsweise bergauf für die Zwei. Beziehungsweise weiterhin bergab für die Story. Das persönliche Drama der Frauen bleibt ein Fremdkörper in der malerischen Landschaft, wie die Thermoskanne, die hier eingefroren liegt. Ja, Umweltverschmutzung in der unberührten Natur ist ein Graus.
Das Gleiche gilt für unendlich strapaziöse und prätentiöse Dramen wie dieses, das außer der überreferenzierten Natur wenig an Inhalt und Figurenentwicklung zu bieten hat. Noch dünner als die Luft ist die Handlung. Das Kammerspiel unter freiem Himmel isoliert nicht nur das Paar miteinander, sondern das Publikum mit ihm. Trotz passabler Darstellungen ist die Austauschbarkeit der Partnerinnen überdeutlich. Obwohl nur knapp über eine Stunde, zieht sich Glaevers Spielfilmdebüt zum Gewaltmarsch. Was an dessen Ende steht, scheint letztlich nichtmal mehr den Regisseur zu interessieren. Wie Solveigh moniert: „Wir haben nur schlechte Erinnerungen an diesen Ort“. Dem Publikum geht es ähnlich.
- OT: Fjellet
- Regie: Ole Giaever
- Drehbuch: Ole Giaever
- Produktionsland: Norwegen
- Jahr: 2010
- Laufzeit: 73 min.
- Cast: Marte Magnusdotter Solem, Ellen Dorrit Petersen
- Beitragsbild g Berlinale