Sophie (Miranda July) und Jason (Hamish Linklater) sind das perfekte Paar. Sie sind im gleichen Alter, gefangen in der gleichen Arbeitsroutine und der gleichen Beziehungsroutine. Das Paar will Schluss machen mit seinem starren Dasein, um nicht Schluss machen zu müssen miteinander, um die titelgebende Zukunft von Miranda Julys surrealem Charakterspiel zu ergattern. Ihre Figuren wünschen sich in ihrer Existenz Sinn – sie kriegen eine Katze. Die kranke Katze wird Aufmerksamkeit und Fürsorge fordern – wozu die Protagonisten am wenigsten fähig sind. Einen dämlichen Namen hat Paw Paw schon.
Sophie und Jason leiden unter ihrer Unfähigkeit, die Leere ihrer Existenz als solche zu empfinden. Weil sie keine Vollidioten sind, erkennen sie das Nichts, das sich vor ihnen auftut. Weil sie einigermaßen gebildet sind wissen sie, dass sie darüber unglücklich sein sollten. Doch ihre emotionale Abstumpfung erstickt ihre Trauer und führt ihnen ihre Gefühllosigkeit noch deutlicher vor Augen. Auf ähnliche Weise zeigen ihre ungelenken Nachahmungen von Spontanität die innere Leere unverkennbar. Bei der Entwicklung ihres Tanzprojekts tritt Sophie im doppelten Sinne auf der Stelle. Die misslungenen Choreografien besiegeln ihre Unkreativität. In bittere Ironie wählt sie als Bühne ausgerechnet ein Forum mit Charakteristika, an denen es Sophie fehlt: Innovation, Originalität, Spontanität.
Die Katze, deutet der larmoyante Plot an, könnte eines Tages ein Kind sein, das nie einen Entwicklungsprozess durchmacht. Ein Kind wie Sophie und Jason. Das Nichts lässt sich nicht austricksen, sondern besitzt die erschreckende Fähigkeit, zu absorbieren. Der doppelte Boden, mit dem July die oberflächliche Erzählung untergräbt, lässt die gesamte Dramaturgie zusammenstürzen. Die Dekonstruktion des Beziehungsalltags als vertrackte Spießerhölle ist noch das sinnigste Motiv. Indem die Regisseurin die Handlungsrealität als symbolistische Fantasiewelt abkanzelt, beraubt sie das unausgegorene Beziehungsdrama seiner Ernsthaftigkeit. Ein Abgrund der Bedeutungslosigkeit klafft in der Dramaturgie wie in der Lebensperspektive der Protagonisten.
- OT: The Future
- Regie: Miranda July
- Drehbuch: Miranda July
- Produktionsland: Deutschland, USA
- Jahr: 2011
- Laufzeit: 91 min.
- Cast: Miranda July, Hamish Linklater, David Warshofsky, Isabella Acres, Joe Putterlik, Kathleen Gati
- Beitragsbild © Berlinale