„Du wirst klar kommen“, ermutigt Zodwa ihren Partner. „Er ist dein Bruder.“ Ein Bruder, den Femi nicht gesehen hat, seit er selbst als politischer Dissident nach Südafrika geflüchtet ist, während Ade in Europa ein Bankkarriere gemacht hat. Einen Bruder, mit dem er nach einem einschneidenden Kindheitserlebnis gebrochen hat. Doch Blut ist dicker als Wasser, auch wenn es nicht das gleiche in den Adern der Stiefbrüder ist, sondern vergossenes Blut. Es siedet förmlich auf dem heißen Pflaster Kapstadts, dass Akin Otomosos gradliniger Thriller in Brand setzt.
Ein Streichholz heizt das erste Bild des südafrikanischen Panorama-Beitrags. Leuchtende Autostraßen winden sich wie Lavaströme durch die nächtliche Stadt. Feuerzeuge entzünden in Zeitlupe Zigaretten, Molotow-Cocktails fackeln Hütten nieder. In ihnen wollen die Einheimischen nicht hausen, wenn Ausländer in Häusern wohnen. Ausländer wie Femi, der sich mehr als die Finger verbrennt, als die Glut der Gewalt, die auch er geschürt hat, zum Lauffeuer wird. „Dieses Feuer dort draußen ist ein Schrei danach, dass wir zuhören“, sagt ein Polizist zu Ade. Das allgegenwärtige Flammenmotiv wird zum Sinnbild für den gesellschaftlichen Brandherd von Rassismus und Korruption. Gewalt hat die ungleichen Männer auseinandergebracht, Gewalt führt sie wieder zusammen. Der Beat von Rap-Songs weicht dem alle Geräusche übertönenden Herzschlags und komponieren mit dissonanten Keyboard-Klängen und Swing-Klassiker eine intensiven Soundtrack, der den schnörkellosen Plot dem kompromisslosen Schluss entgegentreibt. In einer Realität, deren brutalste Facette nicht Gewalt, sondern die Gleichgültigkeit gegenüber ihren Opfern ist, sind die Grenzen fließend zwischen Revanche – und Gerechtigkeit.
- Regie: Akin Omotoso
- Produktionsland: Südafrika
- Jahr: 2012
- Laufzeit: 80 Min.
- Beitragsbild: © Berlinale