„The cabin is too deep in the woods“, heißt es ohne Ironie in einer der Szenen, deren Summe in der Perspektive Deutsches Kino Axel Steins Regiedebüt ergibt. Die Ausgangssituation, in der das Touristen-Pärchen Gero und Ann seinen Aufenthalt mit einer – superwichtiges Plot-Detail! – teueren Kamera festhält, damit Gero aus dem Material seinen Abschlussfilm schneiden kann, ist eine plumpe Ausrede, die sechs jungen Protagonisten möglichst viel Englisch sprechen zu lassen. Ein paar deutsche Einwürfe dienen lediglich dazu, zu erinnern, dass die Hütte, in der die Touris und ihre neuen einheimischen Bekannten dämonische Mächte beschwören, „somewhere in the volcanic Eiffel region“ ist. Die Sprachwahl wäre marginal, wäre sie kein überdeutliches Indiz für Steins kommerzielle Spekulationen. Er brüstet sich im Abspann großspurig der „original ideas“, auf denen die Story basiert.
Original ideas? In dem tumben Found-Footage-Fake taucht keine einzige original idea auf! Die ideas, die es gibt, führen einmal quer durch den Genrekatalog, von Blair Witch Project über The Quija Experiment bis zu Evidence. Man muss kein passionierter Horror-Fan sein, um das bevorstehende Grauen vorherzusehen. „Poltergeist-Style, Evil-Dead-Style“ Ereignisse verunsichern die Gruppe, die Anfangs noch an einen schlechten Scherz glaubt. Wie ein solcher wirkt auch der komplette Film auf den Zuschauer. Stromausfall, merkwürdige Scherben-Basteleien hängen herum und bald ist der erste verschwunden. Abgesehen vom rustikalen Landhausstil, der seinen ganz eigenen Schrecken ausstrahlt, erfüllt das Szenario alle denkbaren Klischees. Konsequenterweise sind die Reißbrett-Figuren nicht minder stereotyp. Falls Steins Erstling auf dem Horrorfilm-Markt floppt, was er sich redlich verdient hat, ließe er sich so immerhin noch als Parodie vermarkten.
- OT: Tape_13
- Regie: Axel Stein
- Drehbuch: Axel Stein, Jan-Oliver Lampe
- Produktionsland: Deutschland
- Jahr: 2014
- Laufzeit: 81 min.
- Cast: Nadine Petry, Lars Steinhöfel, Cristina do Rego, Sonja Gerhardt, Lars Walther, Pit Bukowski, Uwe Rohde
- Beitragsbild © Berlinale