„Eine Küche ist kein Ort für eine Frau“, sagt eine der acht Spitzenköchinnen, die Maya Gallus vor ihren kompakten Einblick in die misogynen Mechanismen der High Cuisine vor die Kamera holt. Es ist eine höhnische Umkehr des Spruchs, eine Frau gehörte in die Küche. Nicht in die eines Spitzenrestaurants, „wenn sie nur das leiseste Interesse an fairer Behandlung oder Gleichberechtigung hat“. Anmache, Übergriffe, physische Gewalt, sexuelle Belästigung sind keine Randerscheinung, sondern integraler Bestandteil der Küchenszene: Ein Boy’s Club voller Hazing-Rituale, der Celebrity Chefs für Showmanship, Style und Status feiert statt für handwerkliche Fähigkeiten. Letzte bringen eine Frau bestenfalls an den Rand des männerdominierten Orbits.
Weniger als 20 Prozent der US-Chefköche sind Frauen. Die machen dafür über 50 Prozent des Gastronomiepersonals aus – die andere Seite des Paradoxes, die Gallus in ihrer Doku Dish: Women, Waitressing & the Art of Servic untersuchte. Korrespondierendes Gegenstück dazu ist ihre punktuelle Bestandsaufnahme gemixt mit emphatischen Exposés sowohl etablierter Branchenikonen wie Anne-Sophie Pic und Anita Lo als auch aufstrebender Newcomer wie Ivy Knight und Charlotte Langely. Ihre Berichte vom persönlichen Weg zum Erfolg sowie den Hindernissen als auch der eigenen Arbeitsethik als Vorgesetzte sind Motor der kurzweiligen Reportage, die nur leider zu optimistisch in die Zukunft und weg von der hässlichen Gegenwart schaut.
- OT: The Heat: A Kitchen (R)Evolution
- Regie: Maya Gallus
- Drehbuch: Maya Gallus
- Produktionsland: Kanada
- Jahr: 2018
- Laufzeit: 72 min.
- Cast: Anita Lo, Ivy Knight, Anne-Sophie Pic, Amanda Cohen, Charlotte Langley, Victoria Blarney, Angela Hartnett, Suzanne Barr
- Beitragsbild © Berlinale