“Zombie-Schnecken und Killer-Asteroiden, die die Erde bedrohen, Katzen, die Ire Besitzer manipulieren, was soll denn das alles?“ Die Frage stellt sogar die Mutter der jungen Protagonistin Florian Pochlatkos dramödiantischem Debütfim. Der hat in der neu ins Leben gerufenen Berlinale Sektion Perspectives seine Premiere und serviert verzuckert mit einer Portion leicht verträglicher Gags seine belanglose Botschaft: Die heutige Welt ist total verrückt, wie soll der oder die Einzelne da geistig gesund bleiben?
Im Falle der gerade aus der Klapsmühle entlassenen Protagonistin Pia (Luisa-Céline Gaffron) lautet die Antwort: mit einer ständig neu eingestellten Medikamenten, einem öden Job in einem Kopierbetrieb und von Mama Elfie (Elke Winkens) geschmierten Pausenbroten. Dass diese Routine die meisten anderen in den Wahnsinn treiben würde, interessiert den Regisseur und Drehbuchautor so wenig wie die unmenschlichen Strukturen und perversen Prinzipien des psychiatrischen Systems. Unter der profanen Pseudo-Satire steckt braver Konsens.
Von der disruptiven Kraft psychopathologischer Divergenz lässt das eindimensionale Porträt nichts spüren. Im Grunde erscheinen die bürgerlichen Institutionen wie Familie, Paarbeziehung, Berufsleben und medizinische Kontrolle, in die sich Pia neu integrieren muss, als stabilisierend. Passend dazu verebbt der Humor in lapidaren Fingerzeigen auf kleine Skurrilitäten während der eigentliche Irrsinn geflissentlich ignoriert wird. Dem gleichen Vermeidungsmuster folgen die nichtigen Konflikte, die mehr über die privilegierte Perspektive der seichten Posse sagen als über die Gegenwartsgesellschaft.
Die inszenierten medizinischen Studienvideos, mit denen Florian Pochlatko sein antriebsloses Spielfilm-Debüt eröffnet, liefern im Grunde eine Kurzfassung des Inhalts. Als psychisch krank titulierte Charaktere werden zu Karikaturen reduziert und vorgeführt. Statt das Konzept mentaler Normierung zu hinterfragen, wie es die Prämisse suggeriert, zementiert die vorhersehbare Story gängige Stereotypen. Insbesondere Konstrukte weiblicher Hysterie werden erst scheinheilig kritisiert, dann postwendend reproduziert. Entwicklung erlaubt die platte Charakterisierung kaum, sodass die Darstellenden wenig zu spielen haben.
- OT: How to Be Normal and the Oddness of the Other World
- Director: Florian Pochlatko
- Screenplay: Florian Pochlatko
- Year: 2025
- Distribution | Production © Alpha Violet