Eine Schlüsselszene Tanushree Das‘ und Saumyananda Sahis sozialkritisches Spielfilm-Debüts lässt eine Figur ungewöhnlich gelassen auf einen Gefängnisaufenthalt reagieren. Was kaltherzig klingen mag, ist nur folgerichtig in einer Filmwelt, in der nahezu alle in Käfigen stecken. Menschen, Tiere, selbst Amphibien enden eingesperrt oder sind es von Anfang an. Das gilt auch für die Protagonistin, die verzweifelt versucht, ihre auseinander brechende Familie zusammenzuhalten. Maya (eine eindrückliche Darstellung Tillotama Shomes) ist Gefangene ihrer Verpflichtungen und eines gleichgültigen Systems.
Ihr Mann Sundar (Chandan Bisht) leidet an PTSD und ist im Grunde arbeitsunfähig. Doch Therapie oder staatliche Unterstützung gibt es nicht. So bemüht sich die berufstätige Mutter – meist vergebens – um einen Job für ihren Mann. Der wird weder von ihrer wohlhabenden Verwandschaft respektiert, noch von seinem eigenen Teenager-Sohn (Sayan Karmakar), der sich für den verwirrten Vater schämt. Die gesellschaftliche Ablehnung treibt Sundar weiter in die Isolation, bis er schließlich verschwindet und ein Mordverdacht laut wird.
Visuelle Metaphern unterstreichen die mehrfache Bedrängnis der Charaktere. Mayas ständiges Hetzen von einem Ort zum nächsten verdeutlicht ihre emotionale Zerrissenheit zwischen Zuneigung, Erschöpfung und Wut. Die Hektik steigert sich parallel zu ihrer psychischen Anspannung, die in dem Mordvorwurf gegen Sundar mündet. Mit der Vielzahl an Konflikten und Problemthemen ist die Inszenierung indes ebenso überfordert wie die Hauptfigur. Nicht nur ihre Geschichte bleibt unterentwickelt und unabgeschlossen in dem verfahrenen Drama, dessen Handlungsgerüst unter den Ambitionen kollabiert.
Ökonomische und psychologische Instabilität, ein Militärsystem, das Bürger verbraucht und im Stich lässt, eine von Doppelmoral, Gehässigkeit und Scheinheiligkeit geprägte Gesellschaft und vielfache Diskriminierung aufgrund von Gender, Kaste und Klasse oder psychischer Erkrankungen: Das sind nicht einmal alle Themen, die sich Tanushree Das selbstverfasstes Drehbuch vornimmt. Wenig überraschend lässt die holprige Story wiederholt Erzählstränge fallen und vergisst ausgiebig etablierte Figuren. Auch die Motive der Protagonistin verschwimmen zunehmend im dramaturgischen Chaos, das dem des Szenarios paradox ähnelt.
- OT: Baksho Bondi
- Director: Tanushree Das, Saumyananda Sahi
- Screenplay: Saumyananda Sahi
- Year: 2025
- Distribution | Production © Moonweave Films