Die wissbegierige 13-Jährige Meg Murry (Storm Reid) ist eine hochintelligente Außenseiterin, die es mit der bösesten Wesenheit im Universum aufnehmen muss und diesen Kampf trotz einiger Lichtblicke nie wirklich gewinnt. Genau Ava DuVernay. Auf der Leinwand heißt die ständig expandierende Macht, die Individuen in normkonforme Modellversionen ihrer selbst assimiliert und mittels psychischer Infiltration Persönlichkeiten in kaltblütige Egomanen verwandelt, das Es. Diesseits der Leinwand heißt sie Disney. Der Kampf der eigensinnigen Protagonistin gegen ein wucherndes Riesengehirn, in dessen Inneren sie mit ihrem Adoptivbruder Charles Wallace (Deric McCabe) und Schulfreund Calvin (Levi Miller) gefangen ist, erscheint wie eine bizarre Metapher für den stilistischen Konflikt der Regisseurin mit der Studio-Agenda.
Gegen letzte opponiert DuVernay bereits, indem sie die Hauptfigur und Themen der Vorlage radikal umänderte. In Madeleine L’Engles Romanreihe existiert im ganzen Universum keine einzige farbige Person, während im Film neben der Hauptfigur auch deren kosmische Mentorinnen Mrs. Who (Mindy Kaling) und Mrs. Which (Oprah Winfrey) und mehrere Nebenfiguren farbig sind. Im Buch stammt Meg aus einer prototypischen US-Kernfamilie, im Film aus einer Patchwork-Familie. Ihre Eltern haben verschiedene Hautfarben, wofür sie in der Schule gehänselt wird. Während das Motiv der Selbstakzeptanz im Plot im Vordergrund steht, vermarktet die Vorlage eine unilateral-christliche Doktrin. Von der taucht in der Handlung kaum noch etwas auf, nur eine abstruse Liebesbotschaft bliebt.
„Liebe ist da, auch wenn du sie nicht fühlst“, lernt Meg. Wie ein nicht gefühltes Gefühl existieren kann, erklären Megs Physiker-Eltern (Gugu Mbatha-Raw, Chris Pine) nicht. Bevor die Beziehungen und Konflikte etabliert sind, verirrt sich die Story in einen schematischen CGI-Kosmos. Nichts in dem spirituellen Universum wirkt phantasievoll oder dynamisch. Ein Greenscreen-Hintergrund folgt dem nächsten, ohne dass Spannung oder überhaupt ein Konzept der fiktiven Welt entsteht. Dumpfe Effekte ersticken jede Entwicklung der Figuren, deren emotionales Ringen DuVernay vereinzelt betont. Diese raren Momente und die grandiose Hauptdarstellerin vermitteln eine Ahnung davon, wie mitreißend das Kinoabenteuer dank seiner Diversität und realistischen Protagonisten sein könnte – ohne den Studiozwang eines Mainstream-Family-Blockbusters.
- OT: A Wrinkle in Time
- Regie: Ava DuVernay
- Drehbuch: Jennifer Lee, Madeleine L’Engle
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2018
- Laufzeit: 109 min.
- Cast: Chris Pine, Reese Witherspoon, Gugu Mbatha-Raw, Michael Peña, Zach Galifianakis, Bellamy Young, Rowan Blanchard, Mindy Kaling, Levi Miller, Oprah Winfrey
- Kinostart: 05.04.2018
- Beitragsbild © Walt Disney