„Drachen sind liebe Kreaturen, die Menschen zusammen bringen“, heißt es in Dean DeBlois’ kampffreudigem Sequel zu seinem Animationshit Drachenzähmen leicht gemacht. Wenn nicht in ideellem Sinn, dann wenigstens als Masse, die für das bunte 3D-Spektakel wie schon für den ersten Teil vier Jahre zuvor ins Kino strömt.
Bevor die Handlung überhaupt begonnen hat, zeigt ein Showstopper im Doppelpack an, worum es in der Story um den mittlerweile erwachsenen Hiccup (Jay Baruchel) und seinenDrachenfreund Toothless tatsächlichgeht: nicht Freundschaft, sondern Action. Wikinger-AnführerStoick (Gerard Butler) sieht seinen Sohn bereits als Nachfolger, Hiccup hingegen ist mehr nach ein bisschen Selbstsuche. Die führt ihn zu seiner totgeglaubten Mutter Valka (Cate Blanchett), dem grausamen Drachenjäger Drago Bludvist (Djimon Hounsou) und scharenweise neuen Drachen. Nach außen hin markiert der Plot eine naturfreundliche Friedfertigkeitsbotschaft; die überbordenden Bilder indes vermitteln eine andere Lektion. Die lernen die jungen Zuschauer gemeinsam mit Hiccup, der erkennen muss, dass sein Vater mit seinem Armismus schon immer richtig lag. Für Hiccups Diplomatie ist Drago unzugänglich, wie es Stoick voraussagte: „Menschen, die ohne Grund angreifen, kann man nicht mit Begründungen kommen.“ Dafür mit roher Gewalt.
Die Feuer speienden Drachen erinnern wohl nicht zufällig an Kampfflieger und Panzer, die das Wikinger-Quartier Berk bedrohen. Drachen in ollen Metallrüstungen zu Last- und Kriegstieren abzurichten, ist natürlich total gemein. Aber wie Hiccup, seine Freundin Astrid (America Ferrera) und der Wikinger-Klan Drachen in bunten Geschirren zu Last- und Kriegstieren abzurichten, ist voll cool! Das finden sogar die schuppigen Schoßtiere, die sich bereitwillig domestizieren lassen. „Warum sollten sie nicht?“, heißt es rhetorisch, wo sie bei den Menschen doch Fütterungs-, Wasch- und Stallanlagen haben? Die Ansätze zu Respekt vor wildem Leben, die der erste Teil aufwies, führt der zweite ad absurdum. Wenn der Mensch sich durch sie an Macht, Land oder was auch immer bereichern kann, dann ist die Natur achtenswert und geradezu versessen darauf, als Ressource herzuhalten. Der mit einer „2“ versehene Originaltitel wirkt für das Sequel unsinnig, da man vom Zähmen nie etwas sieht. Umso mehr dafür vom Kämpfen, was wie der Lohn der Mühe des ganzen Drachenzähmens im Vorgängerfilm wirkt.
Aufrüstung und Waffentraining sind dringend nötig angesichts Dreadlocks tragender, dunkelhäutiger Kriegsfürsten wie Drago, eine der übelsten Verkörperungen antisemitischer und arabischer Feindbilder seit Stromboli in Walt Disney’s Pinocchio. Sicherheit gegen das Feindlich-Fremde bieten Familien- und Stammesbande. Zwar darf Hiccups Kumpanin Ruffnut (Kirsten Wiig) Dragos Schergen Eret (Kit Harington) anschmachten, lernt dann aber sich im wortwörtlich an die zuvor verschmähten Trottel aus ihrem Heimatdorf zu halten. Nachdem Valka 20 Jahre ausgestiegen ist, um im Flower-Power-Drachen-Reservat zu leben, verwandelt sie sich nach dem Wiedersehen mit Mann und Sohn anstandslos in eine ideale Mutter- und Ehefrau, die im Akkord von Stoick gerettet wird. Hiccup käme nach ihr, sagt Valka; tatsächlich kommt er jedoch nach seinem Vater, dessen Bellizismus er noch übertrifft. Der junge Held beginnt die Ära der Kriegsmaschinen, denn: „Ein Anführer beschützt die seinen!“ Letzte wären verloren ohne den martialischen Führer, zu dem Hiccup sich entwickelt. Sein Siegeszug wird wohl auf der Leinwand ebenso wenig aufzuhalten sein wie davor. Drachenzähmen leicht gemacht 3 ist schon im Anflug.
- OT: How to train Your Dragon
- Regie: Dean DeBlois
- Drehbuch: Dean DeBlois
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2014
- Laufzeit: 102 min.
- Cast: Jay Baruchel, Gerard Butler, Cate Blanchett, America Ferrera, Djimon Housou, T.J. Miller
- Kinostart: 24.06.2014
- Beitragsbild © Fox