Die Selbstverständlichkeit weißer männlicher Privilegien vermittelt sich nachdrücklicher in Christopher Landons Statusblindheit als in der Handlung seines Teenie-Slashers. Dessen Story ignoriert den interessantesten Aspekt der von Freaky Friday gekaperten Prämisse. Spannender als der Körpertausch einer schüchternen High-School-Schülerin (blass: Kathryn Newton) mit einem Serienkiller (krampfig: Vince Vaughn) ist der einer jungen Frau mit einem mittelalten Cis-Typen. Doch der im Slasher-Genre erfahrene Landon und sein Co-Drehbuchautor Michael Kennedy glauben selbst felsenfest an die Klischees, die ihr Plot widerlegen könnte – und enthüllen nebenbei noch eine Menge anderer Vorurteile gegenüber Latinas, people of color und die LGBTQ+ Community.
Haupteffekt des durch eine magischen Dolch erzwungenen Gender Swaps ist, dass der Michael-Meyers-Abklatsch namens Blissfield Butcher die physische Attraktivität der braven Millie für Bluttaten ausnutzt, während Millie mit ihrer männlichen Macht wenig mehr anfängt, als Pappmache-Kulissen einzurennen. Dass die Kamera stets an der Figur klebt, die gerade Vaughn beherrscht, unterstreicht die chauvinistische Perspektive. Darin erscheint neben gesellschaftlicher Diskriminierung sogar körperliche Unterlegenheit Folge der falschen Einstellungen. Frauen fehlt es an männlicher Durchsetzungskraft, dank der eine zierliche Jugendliche drei Möchtegern-Vergewaltiger erledigt. Lesson learned: Frauen wären einfach glücklicher, wären sie mehr wie Männer, die ihnen immer in allem überlegen sind.
- OT: Freaky
- Regie: Christopher Landon
- Drehbuch: Christopher Landon, Michael Kennedy
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2020
- Laufzeit: 101 min.
- Cast: Vince Vaughn, Kathryn Newton, Celeste O’Connor, Misha Osherovich, Emily Holder, Nicholas Stargel, Kelly Lamor Wilson, Mitchell Hoog, Dana Drori, Katie Finneran, Alonzo Ward, Dustin Lewis, Jennifer Pierce Mathus, Uriah Shelton, Melissa Collazo, Zack Shires
- Kinostart: 24.06.2021
- Beitragsbild © Universal