Nachdem Paul Feigs Sequel zeigte, was passiert, wenn Trolls nicht ihren Willen kriegen, tut Jason Reitmans Reboot nun das Gegenteil. Der Regisseur und Co-Drehbuchautor liefert ein Werk für die Kategorie „Fans“, der er nach eigener Aussage „den Film zurückgeben“ wollte – als gehörte das Franchise den rassistischen und sexistischen Hass-Kommentatoren, die sich durch Diversität kulturhistorisch beraubt fühlen. Der Fan Service beginnt mit Reitmans Versicherung, Papa Ivan habe die gesamten Dreharbeiten überwacht. Wie eine nepotistische Hommage wirkt denn auch der radikale Stilwechsel von Erwachsenen- zu Kinderunterhaltung. Konservative Werte, infantile Kalauer und Merchandising-Monster ersetzen Humor, ironischen Grusel und Ensemble-Chemie.
Programmatisch für die spießige Anpassung ist der Schauplatzwechsel von Metropole zu Landkaff, wo Egon Spenglers nerdige Enkelin Phoebe (Mckenna Grace) und ihr Bruder Trevor (Finn Wolfhard) mit spannungsfreier Selbstverständlichkeit die Familientradition fortsetzen. Die übrigen Mitglieder des kindlichen Quartetts sind die zu POC-Token und Begehrensobjekt reduzierte Lucky (Celeste O’Connor) und der wandelnde Wortwitz Podcast (Logan Kim). Solch reaktionäre Schemata bedingen für Reitmans augenscheinlich den Charme der Originale, deren bekannteste Figuren die seelenlose Inszenierung reanimiert – sogar aus dem Jenseits. Dieser kalkulierte Konformismus ist nicht herzerwärmend, sondern zynisch: narzisstische Nostalgie und kanonisierter Kommerz, die einem bornierten Wahlpublikum beständig zu dessen lukrativer Huldigung gratulieren.
- OT: Ghostbusters: Afterlife
- Regie: Jason Reitman
- Drehbuch: Jason Reitman, Gil Kenan
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2021
- Laufzeit: 124 min.
- Cast: Finn Wolfhard, Mckenna Grace, Carrie Coon, Sigourney Weaver, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Logan Kim, Celeste O’Connor, Annie Potts, Oliver Cooper, Sydney Mae Diaz, Marlon Kazadi, Bokeem Woodbine, Paulina Alexis, Sarah Natochenny
- Kinostart: 11.11.2021
- Beitragsbild © Sony