Dass James Gunn sich für sein finales Kapitel der ursprünglich als solche konzipierten GOTG–Trilogie auf H.G. Wells sozialkritische Sci-Fi-Szenarien stützt, soll augenscheinlich das dramatische Niveau und den klassischen Charakter des Marvel-Materials betonen. Stattdessen verweist die von The Island of Dr. Moreau inspirierte Vorgeschichte Rocket Raccoons (Bradley Cooper), der in Guardians of the Galaxy Vol. 3 Chris Pratts Peter Quill als zentralen Charakter ablöst, unfreiwillig auf die Ausgebranntheit des Franchises. Seine kompetente Cast, Vintage-Set-Design und Retro-Soundtrack sind weit formativer für den chaotischen Charme der Superhelden als die eigentliche Story. Deren schwächste Momente sind bezeichnenderweise die emotionalen Episoden abseits des ironischen Action-Geplänkels.
Letzte liefert den schematischen Sarkasmus und blutarmen Bombast der filmischen Vorgänger, von deren anarchischen Auftreten nach neun Jahren wenig bleibt. Die Running-Gag-Frage, ob Starlord, Mantis (Pom Klementieff) und Drax (Dave Bautista) cool gerade aussehen, vermittelt exemplarisch die Verunsicherung einer Inszenierung, der Tempo und Timing mangeln. Ausgedehnte Rückblenden zu Rockets Entwicklung als Versuchstier des megalomanischen High Evolutionary (Chukwudi Iwuji) kontrastieren die Gegenwartshandlung mit Sentimentalität und Schauerelementen, die zu generisch und grotesk sind, um zu wirken. Die von Film zu Film pathetischere Message von Freundschaft und Verantwortung unterminiert nicht nur die amoralischen Ansätze, sondern mit der eigenwilligen Gruppendynamik die entscheidende Stärke der Reihe.
Der mainstreamige Mix aus Nostalgie und Nonkonformismus, der entscheidend zur Popularität der selbstironischen Space-Opera beitrug, ist nurmehr generisches Gimmick im vorerst letzten Akt. Dessen unebene Inszenierung sabotiert das Zusammenspiel von dreisten Dialogen und musikalisch untermalten Action-Einlagen mit Rückblenden, die statt düstere Tragik unfreiwillig komischen Kitsch erzeugen. Dagegen sind die routinierten Darstellenden genauso machtlos wie die Extraportion Moralismus hinter der rebellischen Retro-Fassade aus cooler 70er-Ästhetik und Vintage-Pop.
- OT: Guardians of the Galaxy Vol. 3
- Director: James Gunn
- Screenplay: James Gunn, Dan Abnett, Andy Lanning
- Country: USA
- Year: 2023
- Running Time: 150 min.
- Cast: Chris Pratt, Zoe Saldaña, Dave Bautista, Vin Diesel, Bradley Cooper, Karen Gillan, Pom Klementieff, Elizabeth Debicki, Sean Gunn, Sylvester Stallone, Will Poulter, Chukwudi Iwuji, Daniela Melchior, Michael Rosenbaum, Maria Bakalova, Nico Santos
- Release date: 03.05.2023
- Image © Walt Disney