Drei Jahre nach seiner Erfolgskomödie Friendship! geht Markus Goller erneut mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle auf filmische Selbstfindungstour. Der Regisseur von Frau Ella erzählt vom Mut zur Liebe und Mut zu eigenen Filmvisionen.
Stärker als in Deinen vorigen Komödien merkt man den ernsthaften Unterton. Siehst Du Dich in einer Entwicklung zum Drama?
Nein, das hat mit dem Thema zu tun und der Vorlage. Es gab ja den Roman „Frau Ella“. Es gibt keine Tendenz, dass man irgendwas möchte, weil es ernsthafter ist.
Ein entscheidender Punkt der Handlung ist der Ausbruch aus dem gewohnten Lebensschema. Ella und Sascha entwickeln da gemeinsam eine Dynamik. Hast Du persönliche Erfahrungen mit einem solchen Bruch?
Ja, bei mir gibt’s den persönlich ganz doll, nur hatte ich das dumm angestellt. Ich hatte nie das Glück, dass mich jemand mitnimmt, sondern ich hab mich mal unter ‘nen Laster gelegt und bin darüber ins Denken gekommen.
Wie hast Du den Drehort Beelitz-Heilstätten empfunden?
Da ist alles runter geranzt. Uns haben sie erzählt, dass da so Gotik-Parties stattfinden und so ein Zeug. Geisterbeschwörungen.
Ist es für Dich schwierig ein Buch in einen Film umzuwandeln?
Mir war schnell klar, wir können das nicht so machen, wie es da ist. Wir wollen natürlich den Titel benutzen. Eine gute Freundin von uns hat mitbekommen, dass ihre Kinder mit alten Menschen überhaupt nichts am Hut haben. Die sind gar nicht existent. Die leben ja im Altenheim. In dem Moment ist sie über dieses Buch „Frau Ella“ gestolpert und hat mich angerufen und dann hab ich den Matthias angerufen. Der Florian, der Autor, ist schwer begeistert.
Sieht man beim den passenden Schauspieler vor sich, wenn man das Buch liest?
Bei uns war es so, wir hatten das Thema Jung-und-alt. Um das in Deutschland ins Kino zu bringen, kann man sich entweder dafür entscheiden, das ganz klein zu machen und dann sehen es 10.000 Leute oder – und dann komm ich daher: Hey, der Matthias, der hat doch gerade eine Filmfirma aufgemacht und wenn der Matthias … dann würden das Leute gucken. Gut, ich frag mal den Matthias. Mit dem Matthias kannst du einen Film in der Form nicht machen. Entweder macht man gaaanz wahrhaftig einen Film oder einen, der weiter angelegt ist, wo im breiten Spektrum jeder was findet. Dafür haben wir uns entschieden und dafür finde ich, ist es sehr gelungen.
Letztlich führt die Reise im Kreis zum alten Ideal der Familie, mit Ella als Oma, die das Familienschema vervollkommnet.
Wahrscheinlich geht’s einfach um’s Ehrlichsein zu sich selbst und die Liebe zulassen. (Lehnt sich vor) „Der Mut zur Liebe!“, wie die Frau Ella sagt.
Wie viel Improvisation war dabei?
Wir hatten natürlich ein Drehbuch, aber haben viel verändert. Ich habe bisher immer mit Leuten zusammengearbeitet, denen du Inhalt gibst und die den eigenständig füllen – in Verbindung mit mir natürlich!
Hast Du bereits ein anderes Buch, dass zu verfilmen Dich interessiert, in der Schublade?
Es gibt ein Ding, woran ich arbeite. Es heißt „Simple“. Ist so ein bisschen Rain Man-Geschichte. Da sind wir gerade dran. Drehen tue ich als Nächstes eine Art Love, actually. Fünf verschiedene Stränge, wo’s rund um die Liebe geht, rund um Weihnachten. So Weihnachtsliebes-Schnulz-Romantik – herrlich!
Das Ende von „Frau Ella“ ist sehr konsequent.
Ich fand es wichtig, dass es so konsequent ist. Es ist die Reise von der Frau Ella und das andere ist die Reise vom Sascha. Die führt weiter. Das ist ja auch am Ende das Ultraschallbild.
Wir wissen Gott sei Dank nicht, dass es ein Mädchen wird, das dann Frau Ella heißt.
Ich wollte eigentlich auf dieser Straße enden. Aber dann müsste ich die sechs Millionen selber auf den Tisch legen. Ich glaube, dass der Film, damit er von vielen gesehen wird, das braucht. Das ist bei uns in der Gesellschaft so verankert. Für mich war es auch zu triefend. Natürlich wird so was bei so einem großen Projekt getestet und der Test ist klar. Da ist die deutsche Bevölkerung. Da geht’s wirklich 80 zu 20.
Vielleicht bekommt man mit der Zeit als Regisseur von mehr erfolgreichen Filmen vom Studio mehr Kontrolle über sein eigenes Schaffen.
Das kommt darauf an mit wem du dich ins Boot setzt und was du machen willst. Ich hätte den Film ganz klein machen können. Dann hätten ihn vielleicht 50.000 Zuschauer geguckt. Aber mir ist es wichtig, dass das Thema rausgeht. Ich bin happy mit dem schönen, großen Packet.
Beitragsbild © Warner Bros.