Trotz überzeugender Besetzung bis in kleinste Nebenrollen und instinktiven Gespürs für die subtile Tragik und Zärtlichkeit, die beiläufige Alltagsmomente nennenswert macht, verliert sich Judd Apatows Dramedy unweigerlich in der ziellosen Apathie, die den Hauptcharakter gefangen hält. Dass Hobby-Tattoo-Unkünstler Scott (Pete Davidson) sich mit Mitte Zwanzig endlich aufraffen muss und aufhören, den frühen Verlust seines Vaters (plus diverse reale oder vorgeschobene physische und psychische Leiden) für die eigene Antriebslosigkeit verantwortlich zu machen ist noch vor der ersten Szene durch die Prämisse klar. Selbst denen, die jene abgegriffene Lebenslektion nicht bereits als kanonischen Bestandteil der vorherigen Werke des Regisseurs verinnerlicht haben.
Die dramatische Überexpostion des von Scott repräsentierten Typus „Manchild“ forciert die ermüdende Repetition, die das ereignisarme Drehbuch ausbremst. Geplänkel und Kameraderie unter Scotts Buddies und seine unterdrückten Gefühle für Jugendfreundin Kelsey (Bel Powley) sind unzureichendes Momentum einer ungelenken Story, deren Nebenfiguren die interessanteren sind. Die stille Frustration der in der Mutterrolle versackten Margie (Marisa Tomei) und Dauersorge Scotts ambitionierter Schwester (Maude Apatow) sind dramaturgische Eckpfeiler des überlangen Plots. Dessen familiäre Einblicke, festgehalten in unspektakulären TV-Optik, wirken unfokussiert wie die von Davidsons Biografie inspirierte Handlung. Für die gilt das Gleiche wie für Davidsons Leinwand-Alter-Ego: nicht unsympathisch, aber manchmal ziemlich nervig.
- OT: The King of Staten Island
- Regie: Judd Apaptow
- Drehbuch: Pete Davidson, Judd Apatow, Dave Sirus
- Produktionsland: USA
- Jahr: 2020
- Laufzeit: 137 min.
- Cast: Pete Davidson, Bel Powley, Ricky Velez, Lou Wilson, Moisés Arias, Carly Aquilino, Marisa Tomei, Maude Apatow, Robert Vidal Iii, Angus Costello, Pauline Chalamet, Lynne Koplitz, Joseph Paul Kennedy, Nina Hellman, Jack Hamblin, Kevin Corrigan
- Kinostart: 30.07.2020
- Beitragsbild © Universal