Ist Alexander Voulgaris’ psychedelischer Mix aus Psycho-Drama, Horror, Musical und Star-Satire jetzt Greek Weird Wave oder einfach nur weird? Die Frage reiht sich in einen ausufernden Katalog an Rätseln angesichts des eigenwilligen Experimentalfilms, der sich einer klaren Genre-Zuordnung genauso verweigert wie einer stringenten Handlung. Fragmente einer solchen kreisen um die exaltierte Titelfigur, eine einstmals erfolgreiche griechische Popikone namens Margo (mit stoischer Verletzlichkeit gespielt von Sofia Kokkali). Deren 40. Geburtstag wird zum Anlass von Wiedersehen, Rekapitulation und Reflexion eines exzessiven Lebens und egozentrischen Seelenzustands.
Die zwischen Traumlogik, psychologischem Horror und Tanzeinlagen oszillierenden Szenen werfen das Publikum in eine surreal desorientierende Welt. Der Regisseur und Drehbuchautor, in der griechischen Independent-Filmszene bereits für seine avantgardistischen Tendenzen bekannt, treibt seine Ästhetik hier noch weiter voran und erschafft ein cineastisches Erlebnis, das ebenso persönlich wie unheimlich fremd wirkt. Zugleich selbstentfremdet und selbstfixiert ist Margo ein Echo ihrer selbst, eine verblasste Legende, die sich selbst verloren hat. Anstelle eines konventionellen Biopics entsteht ein flackerndes Psychogramm; auch auf visueller Ebene, wenn Stakkato-Schnitte die Szenerie zersplittern.
Konsequent subjektiv, macht Voulgaris seine Figur zugleich zur Dirigentin, Beobachterin und Protagonistin des assoziativen Arrangements. Die Vergangenheit hat hier keine Chronologie, sondern eine Choreografie aus Wiederholung, Stille und plötzlicher Präsenz. Voice Over etabliert die Laufbahn der Protagonistin bis zum Beginn des Geschehens, das sich systematisch jeder Klarheit entzieht. Diese gewollte Abstraktion, durchzogen von kuriosen Tanzeinlagen und Singspielen, zeugt von spielerischer Experimentierfreude, ist aber auch enorm anstrengend und letztlich wenig fruchtbar. Was organisch wirken soll bleibt ermüdend manieriert und prätentiös.
Alexander Voulgaris‘ eigenwilliger Umgang mit Leerstellen, Blickachsen, dem Verhältnis von Körper zu Raum gibt seiner fiktiven Horror-Hommage ein gewisses analytisches Interesse. Der Soundtrack – komponiert vom Regisseur selbst unter dem Alias „The Boy“ – ist kein Begleitmotiv, sondern emotionale Topografie. Pop-Melodien, Retro-Balladen und tonale Anleihen an Kinderlieder schaffen eine der visuellen Dissonanz ebenbürtige Klangkulisse. Sprache, oftmals rhythmisch und ritualisiert wiederholt, setzt strukturelle Akzente, deren tiefere Bedeutung jedoch auch das patente Schauspiel nicht erschließt. Hinter dem motivischen, melodramatischen und musikalischen gähnt letztlich ein filmisches Vakuum.
- OT: Vgainoun mesa ap ti Margo
- Director: Alexander Voulgaris
- Year: 2025