„Of Unwanted Things and People“, lautete der Titel Arnošt Goldflams Buchvorlage zu David Súkups, Patrik Pašš, Leon Vidmars und Jean-Claude Rozecs magisch-realistischer Märchenanthologie. Deren Originaltitel ist nicht der einzige Hinweis auf die dunkleren Facetten der humorvollen Handlung. Jener verlieh das tschechisch-slowakisch-slowenisch-französische Regiequartett eine merklich verspieltere und leichtere Note. Diese Auflockerung der zwar den Mainstream-Appeal des ungewohnt ernsthaften Kinderfilms erodiert neben der narrativen Textur auch die existenzialistischen Themen, die nur selten in filmischer Familienunterhaltung Beachtung finden.
Trauer und deren Bewältigung, familiärer Zusammenhalt und die heilsame Kraft der Fantasie sind die Kernmotive der in verspielten Stop-Motion-Animationen erzählten Episoden-Handlung. Deren Held*innen, sowohl in der Haupthandlung als auch in den drei in sie eingebetteten Erzählungen, sind die Geschwister Tomi (4), Suzana (8) und Derek (10). Ihr einstmals lebensfroher Großvater kämpft mit dem Schmerz über den Tod der Großmutter. Deren Tradition des Erzählens selbsterdachter Märchens entdecken die Kinder als Weg, ihn aus seinem Kummer zu befreien.
Suzana wird zur Initiatorin dieses aktiven Anknüpfens an ein magisches Erbe. Mit Geschichten über eine geheimnisvolle Katze, ein gutmütiges, aber unheimliches Monster und einen fliegenden Witwer entführt sie ihre Brüder in fantastische Abenteuer, die den Familienzusammenhalt wiederherstellen. Atmosphärisch und ästhetisch angelegt zwischen Fabel und Traum, verbinden die eklektischen Episoden Fantasy, Humor und melancholische Elemente. Letzte sind der stärkste Aspekt des idealistischen Puppentrick-Abenteuers, dessen detailreiche Szenenbilder und drollige Figuren ihren symbolistischen Subtext bisweilen mit naiver Niedlichkeit verwässern.
Basierend auf Arnošt Goldflams hierzulande wenig bekanntem Kinderbuch und visuell geprägt von mitteleuropäischer Märchenkunst und traditionellem Puppentheater, erschafft das Regie-Quartett David Súkup, Patrik Pašš, Leon Vidmar und Jean-Claude Rozec eine atmosphärisch starke, obzwar tonal uneinheitliche Märchen-Metapher. Die drei fantasievollen Episoden besitzen je einen eigenen visuellen Stil, der Stimmung und Thema stützt. Zwischen stimmungsvoller Spannung und süßlicher Sentimentalität schwankend, beschwört dir symbolreiche Story die heilende Kraft der Kreativität – verklärt jedoch zugleich Tradition und konservative Familienstrukturen. Eine liebevolle, aber ambivalente Hommage mit gebrochenem Zauber.
- OT: Pohádky po babičce
- Director: David Súkup, Patrik Pašš, Leon Vidmar, Jean-Claude Rozec
- Year: 2025