Im Geschäftswesen ist ein „Action Item“ eine Aufgabe, die einer bestimmten Person zugewiesen wird und schnellstmöglich erledigt werden muss, damit das Projekt fortlaufen kann. Der Titel Paula Ďurinovás diffuser Essays beschreibt nicht nur eine berufliche Aufgabenstellung, die prädestiniert dazu scheint, das in ihrer zweiten Dokumentararbeit behandelte Burnout-Syndrom hervorzurufen. Er verweist auch auf die allgemeine Wahrnehmung von Burnout als individuelle Krise: ein privates Problem, das Betroffene selbst bewältigen müssen. Was aber, wenn das Problem systemischer Natur ist?
Die dem skizzenhaften Stimmungsbild vorangestellte Frage ist wiederum eine Art inszenatorisches Action Item. Jener soziologischen Problemstellung nimmt das in Berlin angesiedelte Exposé sich vermeintlich vor; versackt jedoch in selbstbezogener Stagnation statt thematischer Innovation. Die Regisseurin vermeidet systemische und soziale Untersuchungen und eruiert Burnout genau dort, wo es angeblich nicht liegt: im Privaten. Der Großteil des nur knapp 70 Minuten langen Filmessays verliert sich in anonymen Beschreibungen der Symptomatik. Entkörperlichte Stimmen schildern aus dem Off Schwindel, Angstzustände und Gedankenrasen zu Found-Footage von Karussells und engen Treppenhäusern.
Diese plakativen Illustrationen liefern weder ein tieferes Verständnis, noch einen Überblick über die strukturelle und systemische Ausformung der Kondition. Selbst so simple Aspekte wie eine psychopathologische Definition von Burnout fehlen. Es gibt keine klassistische Korrelation, keine Ätiologie, keine Epidemiologie, keine Untersuchung von Klassen- und genderspezifischen Aspekten. Eine Auseinandersetzung mit Burnout oder Aufstellung alternativer Herangehensweisen an das Syndrom findet ebenso wenig statt wie eine fallgeschichtliche Dramatisierung. Die gesamte Thematik scheint lediglich Vorwand für ein skizzenhaftes Stimmungsbild ihrer selbst.
So dringlich das Thema Burnout in Paula Ďurinovás zweiter Regiearbeit ist, so unzulänglich bleibt ihr introspektiver Ansatz. Die assoziative Struktur verhindert eine klare Auseinandersetzung mit den psychischen, physischen und sozialen Dimensionen. Weder medizinische noch demographische oder statistische Einordnungen finden statt. Mangels thematischen Fokus bleibt die interessante Hypothese von Burnout als systemischem Konstrukt unbelegt. Die komplexen gesellschaftlichen Auswirkungen werden weitgehend übergangen. Am Ende steht eine ästhetisch originelle, aber inhaltlich substanzarme Betrachtung mit deutlicher Tendenz zur Nabelschau.
- OT: Action Item
- Director: Paula Ďurinová
- Year: 2025