Ab und an macht Peter Bebjaks schablonenhaftes Sänger-Biopic tatsächlich ein bisschen Spaß. Der entsteht indes eher unfreiwillig durch die hilflosen Bemühungen des tschechischen Regisseurs, einen vergessenen Lokal-Promi wie eine internationale Ikone aussehen zu lassen. Das beginnt schon bei der Tagline. Die preist den 1950 in der Tschechoslowakei geborenen Chanson-Sänger Karol Duchoň als “Das größte Talent seiner Generation”. Zu der gehörten auch Chuck Berry, Ray Charles, Little Richard, Fats Domino, Connie Francis und ein gewisser Elvis Presley.
Aber wer von diesen No-Names war so gefeiert wie der tschechische Titelcharakter? Selbst in seinem Heimatland gab es zumindest einen Bekannteren. Karel Gott hat sogar eine kurze Szene mit Duchon (Vladislav Plevčík). Dessen Leinwand-Lebenslauf ist visuell aufwendig, musikalisch beschwingt und so aufregend wie ein Wikipedia-Artikel. Pflichttreu absolviert die Story die Stationen einer Laufbahn ohne große Skandale. Der slowakische Schlagerstar steigt aus einem Mittelstandshaushalt an die Spitze, hat ein paar Affären und blickt zu tief in die Flasche.
Mit Mitte dreißig stirbt er früh gealtert. Das Seelenleben hinter dem Glanz bleibt eine Leerstelle. Vladislav Plevčík kommt dem Original zwar in Aussehen und Gestik bemerkenswert nah, kann aber nicht vermitteln, was ihn populär machte. Bebjak reiht aus unzähligen Musik-Biopics bekannte Situationen mechanisch aneinander: Aufstieg, Ruhm, Exzesse, Fall. Alles sauber erzählt, dramaturgisch korrekt, aber nie überraschend. Ein konventioneller Rhythmus dominiert, der sich durch Rückblenden hangelt, ohne je aus der Form auszubrechen oder emotionale Tiefe zuzulassen.
Stilistisch gibt sich die collagenhafte Montage, die mit musikalischer Energie durch die Jahrzehnte springt, betont opulent und rhythmisch. Der flüssige Stil lässt Musiknummern, Rückblenden und private Momente glatt ineinander übergehen. Die Struktur erinnert an ein Extended Music Video – wobei ein solches wahrscheinlich mehr dramaturgische Akzente böte. Das Szenenbild immerhin ist so detailliert und artifiziell wie man es von einer Prestige-Produktion wie dieser erwartet: satt ausgeleuchtete Bühnen, sepiafarbene Kneipen, kaum sozialistische Beton-Tristess. Bloß nicht politisch oder zeitkritisch werden!
Peter Bebjaks lieblose Fließbandarbeit ist adrett rekonstruiert und weitgehend biografisch akkurat, doch der nostalgische Weichzeicher erstickt jede Lebendigkeit und Authentizität. Nebenfiguren von der liebevollen, doch vernachlässigten Gattin und dem loyalen Manager bleiben sterile Stereotypen. Sie alle existieren in Relation zum Star, nie für sich selbst. Das Production Design illustriert die 1970er und 80er in Kulissen, Kostümen und Farbtönen lediglich leblos. Visuelle Eleganz dient der Legendenbildung, nicht etwaiger Entlarvung. Die Oberfläche glänzt, das Innenleben bleibt blass.
- OT: Duchoň
- Director: Peter Bebjak
- Year: 2025