Der titelgebende Name der selbstbewussten trans Frau Fantasy (eine markante Darstellung von Alina Juhart), die in Kuklas ambitioniertem Spielfilm-Debüt zur Schlüsselfigur wird, wird zur unfreiwilligen Analogie der dramaturgischen Konventionen des filmischen Szenarios. Fantasy, die unvermittelt in das Leben der drei Freundinnen Sina (Sarah Al Saleh), Jasna (Mina Milovanović) und Mihrije (Mia Skrbinac) tritt, ist weniger eine eigenständige Persönlichkeit als ein menschliches Momentum in der Identitätsfindung und Selbstbestimmung des Hauptfiguren-Trios. Deren exemplarische Dilemma sind ebenfalls forcierte Leinwand-Konstrukte mit wenig Glaubhaftigkeit und Authentizität.
Die Kindheitsfreundinnen leben in einer tristen slowenischen Industriestadt, deren Fiktivität wohl universell wirken soll, doch stattdessen den artifiziellen Eindruck verstärkt. Wegen ihres sportlichen Kleidungsstils und nach Meinung ihres Umfelds nicht ausreichend femininen Auftretens werden sie von Familie und Bekannten gleichermaßen angegangen. Patriarchalische Strukturen und rigide Gender-Rollenbilder hemmen die Träume und Sehnsüchte der Protagonistinnen, die immer wieder zweifelnd ihre Spiegelbilder anstarren. Die Begegnung mit der durch ihr Charisma und auffälliges Outfit gleichermaßen schillernden Fantasy wird für die drei unterdrückten Freundinnen zur Offenbarung.
Als Personifizierung eines Lebens abseits der konservativen Wertvorstellungen ist Fantasy für sie ebenso bewunders- wie begehrenswert. Zweites besonders für Sina, die zuvor Romantik und sexuellen Beziehungen abgeneigt ist. Doch dank Fantasy verpuffen ihre Asexualität und Aromantik. Ace sein erscheint wie so oft nicht als legitime Orientierung, sondern eine jugendliche Phase, die überwunden ist, sobald der oder die Richtige auftaucht. Solche kaum verkappten Ressentiments untergraben die emanzipatorische Botschaft und demaskieren die queere Repräsentation als kalkulierten Konventionsbruch: eine filmische Fantasie, halb bemüht und halb behauptet.
Im Schatten gelungenerer Werke wie Hafsia Herzis The Little Sister versucht Kuklas thematisch und dramaturgisch überfrachtetes Kinodebüt das gleiche Muster mit mehr dramatischer Masse zu bedienen. Statt einer Protagonistin kämpfen bei ihr gleich drei junge Frauen gegen reaktionäre Gesellschaftsstrukturen und familiäre Erwartungen. Deren Last wirkt indes so wenig überzeugend wie die wirtschaftliche Bedrängnis der unteren Arbeiterklasse. Das Milieu, das die Regisseurin und Drehbuchautorin abbildet, scheint ihr so wenig vertraut wie die Figuren. Jene bleiben trotz der soliden Darstellungen des jungen Cast letztlich paradigmatische Fassaden.
- OT: Fantasy
- Director: Kukla
- Year: 2025