Laut einer Inhaltsbeschreibung der Regisseurinnen Valentina und Nicole Bertani sowie ihrer Co-Drehbuchautorin Maria Sole Limodio suchen die Titelfiguren – bezeichnenderweise allesamt Mädchen – “nach einem Zauber, der ihnen hilft, jemand Erwachsenes zu finden, der in der Lage ist, auf sie aufzupassen”. Dass diese Person nicht unter den Elternfiguren der kindlichen Charaktere ist, macht die Ende der 90er angelegte Story überdeutlich. Die Erziehungsberechtigten aufgeweckten Trios im Alter von acht bis zehn disqualifizieren sich durch ein paar harmlose Verhaltensweisen, die der bigotte Blick der Inszenierung als moralischen Niedergang betrachtet.
Rauchen, Trinken, Bademantel im Wohnzimmer tragen oder Nachthemd in der Küche. Solche Eltern haben laut der hysterischen Handlung die Kontrolle über ihr Leben verloren. Und über ihre Kinder. Linda (Mia Ferricelli), Azzurra (Agnese Scazza) und Marta (Petra Scheggia) kreischen mehrfach demonstrativ in die Kamera. Dieser aggressive Akt ist halb mahnendes Menetekel, was „falsche“ Erziehung bewirken soll, halb empathische Empörung über die vorgebliche Dekadenz der Fürsorgeverpflichteten. Paradebeispiel dafür ist Lindas Mutter Eva (Clara Tramontano), die ihre Tochter auf einen Italien-Ausflug mitnimmt.
Die harmlose Tour in einen biederen Provinzort, fernab der Anstand verkörpernden Schweizer Villa der Großmutter, erscheint als riskante Ausschweifung. Prompt trifft die 8-jährige Linda auf die fast gleichaltrigen Schwestern Azzurra und Marta, deren Eltern noch verantwortungsloser dargestellt werden als Lindas. Beider Mutter möchte Puppen fertigen. „… Nicht Puppen für kleine Mädchen, nein, edle Puppen!“, deklamiert das Drehbuchautorinnen-Trio, als wäre eine Puppen-Werkstatt ein Crack-Labor. Die Entrüstung wirkt umso scheinheiliger, da die Regisseurinnen ihre drei Darstellerinnen selbst wie Kunstpüppchen ausstaffieren und agieren lassen.
Gespräche und Gebaren der Figuren sind nicht authentische Abbildung kindlichen Verhaltens, sondern vielmehr ein moralistisches Echo der Regisseurinnen. Sie maskieren Reaktionismus und Ressentiments als Satire, die indes weder intelligent noch amüsant ausfällt. Die Pointen sind geschmacklos in ihrer voyeuristischen Scheinheiligkeit und teils grenzüberschreitend. Das zeigt sich erschreckend an der Figur des queeren Babysitters Carlino (Milutin Dapcevic). Ob das wandelnde Negativ-Stereotyp eine trans Frau sein soll oder ein schwuler Mann in Drag, ist unklar und erscheint im Rahmen der Handlung als austauschbar.
Dass Carlino als Babysitter engagiert ist, erscheint als eine unbedachte liberale Geste der Eltern. Sein Wunsch, Sicht unfeiner Feier den tanzenden anzuschließen, wird als Anmaßung hingestellt, und mit sadistischem Spektakel bestraft. Sein Kleid fängt an einer Kerze Feuer und er verbrennt beinah. Eine spätere Krankenhaus-Szene führt den zynischen Spott fort. Solche Bilder – gerade in einer Zeit, in der Gewalt und Hass gegen als trans gelesene Menschen eskalieren – spricht unmissverständlich über die Absichten dieses Films. Der ist weniger Kino als konservatives Pamphlet.
Chargierendes Schauspiel, die fade Optik einer Vorabend-TV-Serie und ein kruder Plot, der bloß als Vorwand für abgeschmackte Sketche dient, sind noch die lässlichen Makel Valentina und Nicole Bertanis bizarren Sittenstücks. Dessen voyeuristische Perspektive verurteilt vorgebliche Fehlerziehung und Verantwortungslosigkeit während sie deren – meist lächerlich banale – Symptome für kalkuliert ausstellt. Weder die Karikaturistin Charaktere noch das schrille Szenario entwickeln sich nennenswert. Gesellschaftlicher Status und Vermögen werden mit elterlicher Befähigung gleichgesetzt, wohingegen Attribute der Arbeiter- und Unterschicht für vulgärem Verfall, Verkommenheit und Egoismus stehen. Satire dient hier nur der Legitimation von Queerfeindlichkeit, Klassismus und Chauvinismus.
- OT: Le Bambine
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- Year: 2025