Umso weiter sich die satirische Story Duwayne Dunhams Kino-Regiedebüts entspinnt, desto kurioser scheint dessen cineastischer Claim to Fame: die Story um den braven Arbeiter Joe (Joe Whitehouse), der in die Fänge imperialistischer Industrialisierung gerät, ist das letzte Filmprojekt unter Mitwirkung David Lynchs. Für dessen Kult-Serie Twin Peaks fungierte Dunham in den 90er als Cutter. Der Einfluss jener Kollaboration zeigt sich neben Lynchs werbewirksamer Mitwirkung als Executive Producer besonders im Setting. Back Projection, Sitcom-Szenenbilder und als solche erkennbare Kulissen-Bauten betonen dessen Künstlichkeit.
Das Ausgangsszenario zeigt sich überdeutlich als märchenhafter Mythos eines Amerika als Arbeiterwunderland. Der ins Groteske gesteigerte Positivismus weckt dank Lynchs Namen Assoziationen mit dem trügerischen Vorstadt-Idyll in Blue Velvet. Doch während Lynch gleich zu Beginn mit dem Ungeziefer unter dem tadellosen Rasen der heilen Vorstadt-Welt deren versteckte Verkommenheit aufzeigte, bricht Dunham nie das Narrativ vom verlorenes Paradies. Einzig ein verkürzter Prolog impliziert vage das kolonialistische Erbe der vermeintlichen Ideal-Gesellschaft. In dieser alternativen Retro-Realität zwischen Wild-West-Klischee und 50er-Jahre-TV-Ästhetik lebt der junge Familienvater Joe.
Er ist einer der glücklichen Arbeiter unter der väterlichen Aufsicht von Goose (Thomas Haden Church). Dem gutherzigen Vorgesetzten liegt weniger an Gewinn als dem Wohlergehen seiner Angestellten, die mit naivem Frohsinn Tag für Tag schaufeln. Bedroht wird diese skurrile Utopie von der Industrialisierung, angeführt durch Colm Meanys Clete. Der machiavellistische Materialist korrumpiert den naiven Joe und ersetzt die mit Spaten schaufelnden Arbiter durch ein Maschinen-Monster alias Bagger. Spätestens dann ist klar, dass die antiindustrielle Allegorie ebenso gut eine Verhöhnung technophober Narrative ist.
Technophobie oder Technokratie, Luddismus oder Industrialismus: Duwayne Dunham allegorische Adaption S.E. Feinbergs gleichnamigen Bühnenstück lässt bewusst offen, welches politische Dogma sie favorisiert. Das revisionistische Ideal des guten, alten Handwerks, das die Arbeiterschaft erfüllt in hetero-normativer Harmonie leben lässt, steigern manieriertes Schauspiel und gestelzte Dialoge ins Absurde. Unterdessen wird die ludditische Fabel von der bösen Technisierung weiter gesponnen. Der Humor ist dabei so bieder die Szenerie, die weder Biss noch subversive Schärfe entfaltet. Ein eindimensionaler Witz, egal für welche Pointe sich das Publikum entscheidet.
- OT: Legend of the Happy Worker
- Director: Duwayne Dunham
- Year: 2025