“Stille Post” lautete der passendere Originaltitel Ján Sebechlebskýs glattgebügelten Familienfilms, der Krieg buchstäblich als Kinderspiel erscheinen lässt. Da wirkt ein strenger Winter in den letzten Kriegswochen 1945 in einem verschneiten Dorf im Riesengebirge wie eine spaßige Schneelandschaft. Während überall sonst rationiert wird, holt Mama hier noch Bleche voller Gebäck aus dem Ofen. Die Nazi-Schergen wirken so bedrohlich wie ein grimmiger Schulhausmeister und kriegen nicht einmal richtig mit, wenn ein Pilot der Alliierten in einer Gemeinde aus ein paar Hundert Menschen abstürzt.
Natürlich trägt die Kinder-Clique des Ortes furchtlos und fröhlich dazu bei, den sich mit Hilfe von Zigaretten als französisch ausweisenden Piloten vor den bösen Besatzern zu verstecken. Zum Glück hat der Sturzflieger sich auch nur ein Bein verknackst, vermutlich weil der lauschig weiße Schnee eine weiche Landung liefert. Damit der Gast nicht von der Wehrmacht entdeckt wird, und nebenbei auch etwas von der Gegend sieht, transportieren die Kinder ihn von einem Dorf ins nächste. Jiří Stránskýs Buchvorlage basiert angeblich auf wahren Ereignissen.
Jene passt das von Regisseur Sebechlebský mit Klára Formanová für die Leinwand adaptierte Skript augenscheinlich so stark verändert, dass sich das der Plot mehr wie eine Fantasy-Story anfühlt als ein Historiendrama. Von Grauen und Grausamkeit des Krieges ist nichts zu sehen und Gut und Böse sind säuberlich fein getrennt. Die Optik entspricht den Fernseh-Serienformaten, die der Regisseur bisher ablieferte. Kamera und Kulisse sind passabel, doch ohne Originalität und Dynamik. Weder wird das Risiko des kuriosen Unterfangens spürbar, noch gibt es glaubhafte Zweifel oder Ängste.
Handwerk, Ausstattung und Cast sind in Ján Sebechlebskýs zwiespältiger Kinder-Kriegs-Abenteuerunterhaltung so durchschnittlich und austauschbar die dramaturgischen Versatzstücke der historischen Story. Deren unangenehmer Beigeschmack entsteht durch die Verharmlosung des Zweiten Weltkrieges, der für behauptete Spannung eingesetzt wird und nicht erschreckend erscheint, sondern aufregend. Pittoreske Landschaften und lauschige Studiokulissen negieren Entbehrung, Angst und Unterdrückung. Konflikte werden angedeutet, doch nie ausgearbeitet. Die serielle Struktur, die Gefahren ordentlich aneinander reiht, unterstreicht die mechanische Kalkulation. So entsteht eine biedere Helden-Mär, die fast schon nach Patriotismus müffelt.
- OT: Tichá pošta
- Director: Ján Sebechlebský
- Year: 2025