„Irgend etwas stimmt hier nicht. Ich weiß nicht genau, was es ist. Aber irgendetwas stimmt hier nicht.“ Die Erkenntnis steht am Beginn der filmischen Reise, auf die Paolo Sorrentinos skurriles Road Movie seine Hauptfigur Chayenne begleitet. Der die sich träge dahinziehende Laufzeit gleich eines dramaturgischen Stundenmessers akzentuierende Satz dient weniger der Charakterisierung des gealterten Popstars als einer grundlegenden Stimmung. Sorrentinos erstes fremdsprachiges Werk folgt mit pointierter Tragikomik dem Text des titelgebenden Talking-Heads-Songs.
I guess I must be having fun The less we say about it the better… It’s ok I know nothing’s wrong – nothing.
The Talking Heads
Nein, es ist nicht alles okay im eintönigen Leben des eingekapselt in seinem Luxusanwesen und der eignen Vergangenheit lebenden Popsängers Chayenne (Sean Penn), auch wenn seine Fistelstimme sein Leben als „einfach toll“ bezeichnet. Nie verheilte Narben seiner Familienbiografie schmerzen des harmonisch mit seiner Frau Jane (Frances McDormand) lebende Relikt. Der Tod seines Vaters reißt alte Wunden auf und konfrontiert ihn mit der Vergangenheit. Dort wartet das Verleugnete und Verdrängte, sowohl seiner selbst als auch des Mannes, dessen Suche Chayennes Vater sein Leben widmete: Alois Lange. Unterstützt vom greisen Nazi-Jäger Mordecai Midler (Judd Hirsch) zieht Chayenne auf die Suche nach dem untergetauchten Naziverbrecher.
In den entlegensten Winkeln der USA treibt es den überall hervorstechenden Ex-Musiker, den Penn kongenial mit minimalen, doch intensiven Gesten äußerlich nach The-Cure-Sänger Robert Smith modelliert. Die Gestalten, denen er unterwegsbegegnet, sind kaum minder verschroben. Der Unterschied, wird die eigentümlichen Selbstsuche nicht müde zu betonen, ist, dass es niemand Langs exzentrischer Ehefrau (Joyce van Patten) und dessen Enkelin Rachel (Kerry Condon) nicht ansieht. Es gibt Momente, in denen man sich der Angst stellen muss, lautet die bescheidene Moral der eigentümlichen Liaison von Humoreske, Tragik und Tristesse. Gleich des Helden verwechselt der Sorrentino bisweilen Trauer mit Langweile, doch kriegt stets die Kurve zu nachdenklicher Unterhaltung, bevor die melancholische Odyssee in Pathos verfällt.
- OT: This must be the Place Land
- Regie: Paolo Sorrentino
- Drehbuch: Umberto Contarello
- Produktionsland: Italien, Frankreich, Irland
- Jahr: 2011
- Laufzeit: 118 min.
- Cast: Sean Penn, Frances McDormand, Harry Dean Stanton, Eve Hewson, Judd Hirsch, Heinz Lieven, Kerry Condon
- Kinostart: 10.11.2011
- Beitragsbild © Delphi Filmverleih