Hätte Christopher Jenkins animalische Animationskomödie nur einen Bruchteil der nihilistischen Nonchalance des literarischen Namensgebers seines hedonistischen Hauptcharakters, wäre der feline Familienfilm womöglich mehr als eine verschenkte Prämisse. Letzte klingt durchaus originell und spaßig dank ihrer für einen Kinderfilm untypisch makaberen Motive. Deren erfreulich entspanntes Herangehen an tabuisierte Themen kippt allerdings in eine scheinmoralische Schadenfreude in befremdlichem Widerspruch zur ökologischen Botschaft. Jene ist nicht der einzige aufgesetzte Aspekt der ungelenken Mischung aus The Amazing Maurice und Garfield.
Der kommerzielle Erfolg beider Filme war wohl Jenkins Hauptinspiration für sein Drehbuch, dessen hedonistischer Held sich wie ein betont britischer Abkomme des Cartoon-Katers und Terry-Pratchett-Protagonisten ausnimmt. Bei seiner liebevollen Besitzerin Rose (Stimme: Simone Ashley) führt Kater Beckett (Mo Gilligan) ein Luxusleben. Das hindert ihn nicht an eifersüchtigen Eskapaden gegen Roses Assistenten Larry (Dylan Llewwellyn), die Becket schließlich das Leben kosten – und das nicht zum ersten Mal. Alles ist irgendwann aufgebraucht; ob neun Leben oder Privilegien.
Das mittelständische Zielpublikum anzuregen, den eigenen Wohlstand zu hinterfragen, gerade wenn er wie von Beckett als selbstverständlich empfunden wird, wäre tatsächlich mal ein frischer Ansatz. Stattdessen wiederholt die stupide Story ihren einzigen Witz bis zum Exitus – buchstäblich. In den verschiedensten Tierkörpern kehrt Beckett zurück ins Leben, das er in aberwitzigen Unfällen ein ums andere Mal einbüßt. Der Tod eines Tieres wird zum Running Gag, der nach dem dritten Mal noch unkomischer ist als beim ersten.
Beim Versuch, die dekadente Dreistigkeit Grafields mit der semi-philosophischen Satire Terry Pratchetts zu vereinen, scheitert Christopher Jenkins ähnlich tollpatschig wie der tierische Todes-Magnet seiner chaotischen Comedy. Deren Animationen sind technisch passabel, allerdings ohne Atmosphäre und individuellen Charme. Selbiger fehlt auch den Figuren, die mehr Prototypen sind als Persönlichkeiten. Zwar legt die Handlung Tempo und Action vor, verschleißt sich aber in der Wiederholung des immergleichen Szenarios und Scherzes. Dessen Zynismus untergräbt die lobenswerte Message gemeinschaftlicher Verantwortung.
- OT: Ten Lives
- Director: Christopher Jenkins
- Screenplay: Ken Cinnamon, Ash Brannon, Leland Cox
- Year: 2024
- Distribution | Production © Wild Bunch Germany