Schon der Titel Simon Verhoevens jüngster Regiearbeit weckt vage Angst – gerade weil es sich dabei nicht um einen Horrorfilm handelt, sondern eine deutsche Komödie. Darin soll der mittelständische Familienvater und Fernfunk-Mitarbeiter Heinz Hellmich (Jan Josef Liefers) um einer ersehnten Vorstandsbeförderung Willen mit rassistischen Ressentiments, sexistischer Sprache und konservativen Kampagnen abschließen. Dass der Verzicht auf gewohnheitsmäßige Beleidigungen, Ausgrenzung und Benachteiligung als Zumutung dargestellt und als modernistische Modeerscheinung karikiert wird, sagt einiges über die Geisteshaltung des Regisseurs. Dessen selbstverfassten Drehbuch findet Diskriminierung amüsant und deklariert restaurativen Reaktionismus verbissen als Norm – in der sozial und narrativ gleichermaßen provinziell-patriarchalischen Perspektive des konservativen Klamauks „normal“.
Das sind der mit einer übergriffigen AI-App, einem neuen Firmen-Coach (Elyas M’Barek) und einem karriereentscheidenden Geschäftsessen im Reihenhaus-Heim kämpfende Titelcharakter, seine (Haus)Frau (Nadja Uhl), die jugendlichen Kinder und Opa, dessen aggressiver Antiquiertheit als liebenswert altmodisch verklärt wird. Die Witze sind ein „Worst of“ rechtskonservativer Troll-Hetze voll Unwahrheit und Irrglauben. Intoleranz sieht die vorhersehbare Aneinanderreihung verstaubter Versatzstücke bei jenen, die Diskriminierung – insbesondere die eigene – nicht hinnehmen. Bereits der Regiekommentar klagt vom „Minenfeld der heutigen Political Correctness“, in unserer „Zeit, die übersensibel, verwirrend und (…) hysterisch geworden ist“ und „den allgemeinen Wahnsinn“. Da können auch Nebendarstellende wie die wunderbare Meltem Kaptan nichts retten.
So ist das mit den Zeichen der Zeit: Manche sind besorgt, wenn sie Hakenkreuzen hingeschmiert sehen. Andere beim Anblick eines Gender-Sternchens …
- OT: Alter weißer Mann
- Director: Simon Verhoeven
- Screenplay: Simon Verhoeven
- Year: 2024
- Distribution | Production © Leonine