Vierzehn Jahre, drei Sequels und zwei Spin-Offs nachdem Chris Renaud und Pierre Coffin mit Despicable Me nicht nur einen der erfolgreichsten Animationsfilme des Jahres kreierten, sondern bleibenden Einfuss auf die Pop-Kultur, erinnert sich vermutlich kaum noch jemand, dass es in der Story um Superschurke Gru (wieder amüsant anzuhören: Steve Carell ) jemals um mehr ging als zunehmend sadistische Slapstick und – immer brav familienverträgliche – Flachwitze. Der vierte Teil des ungebrochen erfolgreichen Franchises eliminiert endgültig den letzten Rest dessen, was dem Original einst seinen originellen Charme gab: einen anarchischen Anti-Helden, herzerwärmenden Humor und eine Botschaft familiärer Fürsorge abseits bürgerlicher Beschränkungen und biologischer Bande.
Angesichts des sukzessiven Qualitätsabfalls ist der deutschsprachige Titel unfreiwillige Ironie. Der Titelheld ist sehr wohl ver(schlimm)besserlich, bekehrt zum Agent der Anti-Villain League und verheirateter Familienvater seiner drei Adoptivtöchter sowie – jetzt neu – eines Baby-Söhnchens. Gru Junior dient dramaturgisch als lauter, liebloser Ersatz seiner Schwestern, die lediglich Randfiguren der Bruchstücken der vorigen Teile recycelnden Handlung. Darin versteckt sich Gru samt Sippe vor seinem alten Schurken-Schulfeind Maxime Le Mal (Will Ferrell) in einem Snob-Suburb, wo ihn die Nachbartochter zu seinem Schurkenstreich buchstäblich zwingen muss. Ähnlich widerwillig erscheint Chris Renauds und Patrick Delages melken einer Kino-Cash-Cow, die dem Originaltitel mittlerweile traurig gerecht wirkt.
- OT: Despicable Me 4
- Director: Chris Renaud, Patrick Delage
- Screenplay: Mike White, Ken Daurio
- Year: 2024
- Distribution | Production © Universal Pictures